Apple Watch Ultra 2 im Test: Die ultimative Outdoor-Smartwatch?

Ist die Apple Watch Ultra 2 tatsächlich tauglich für den Outdoor-Einsatz? Wir haben sie getestet.

Apple Watch Ultra 2 am Zaun

Eine Smartwatch ist für Wanderungen oder andere Aktivitäten in der Natur definitiv praktisch. Denn gute Modelle zeigen dir nicht nur Zeit und Entfernung an, sondern haben auch noch andere Funktionen, die dir sagen, ob du auf dem richtigen Weg bist. Was eine gute Outdoor-Smartwatch von anderen Modellen unterscheidet, sind neben einem robusten Gehäuse Navigationsfunktionen wie Höhenmesser, Barometer, Kompass und topografische Karten. Außerdem sollten die die Akkus besonders lange halten. Kann die Apple Watch Ultra 2 diese Kriterien erfüllen? Der Test bringt Klarheit.

Apple Watch Ultra 2  Design
In Sachen Optik ist die Ultra 2 definitiv maskuliner als die „normale“ Apple Watch. © OutdoorMonster

Apple Watch Ultra 2: Apple Watch auf Testosteron

Die Apple Watch Ultra 2 ist auf den ersten Blick als Apple Watch erkennbar. Das Gerät wirkt insgesamt wuchtiger und kräftiger als eine Apple Watch. Fast wie ein Geländewagen. Deswegen ist sie auch die robusteste Apple Watch überhaupt. Sie ist wasserdicht bis 100 Meter Tiefe, also doppelt so tief wie die Series 9. Außerdem ist sie EN13319-zertifizier und dadurch für Sporttauchgänge bis 100 Meter Tiefe geeignet. Die Ultra 2 ist überdies auch perfekt für Hochgeschwindigkeits-Wassersportarten wie Kitesurfen, Wakeboarden und Jetskifahren.

Apple Watch mit Wasseranzeige
Für Wassersport ist die Apple Watch Ultra 2 im Gegensatz zu vielen anderen Smartwatches gut geeignet. © OutdoorMonster

Die Series 9 und die Watch SE haben eine niedrigere WR50-Einstufung und sind sicher für Aktivitäten in flachem Wasser wie Schwimmen im Pool oder im Meer. Aber man sollte sie nicht zum Tauchen, Wasserski oder für andere Aktivitäten verwenden, bei denen Wasser mit hoher Geschwindigkeit fließt oder bei denen man in geringer Tiefe untertaucht. Die Ultra 2 ist außerdem staubfest nach IP6X und hat eine zusätzliche MIL-STD 810-H-Zertifizierung, den Standard für militärische Ausrüstung. Das bedeutet, dass sie in großen Höhen, bei extremen Temperaturen, Gefrieren/Auftauen, Flugsand und weiteren Umweltbelastungen wie Vibrationen und Stößen getestet und für gut befunden wurde. Die Ultra 2 funktioniert in Höhen zwischen minus 500 und 9.000 Metern, also deutlich höher als der Vorgänger und andere Apple Watch Modelle, die nur bis 3.000 Meter reichen.

Nach monatelangem Einsatz des Ultra bin ich von seiner Haltbarkeit überzeugt. Auch nach hunderten von Kilometern beim Biken, Wandern und anderen Sportarten sieht sie noch aus wie neu, ohne Kratzer oder andere Beschädigungen.

Titangehäuse der Apple Watch Ultra
Nach vielen Outdoor-Abenteuern sieht „meine“ Apple Watch Ultra 2 noch so gut wie neu aus. © OutdoorMonster

Top-Bildschirm

Was das Design angeht: Alle bekannten Elemente sind vorhanden, nur eben in einer größeren Ausführung als bei den anderen Modellen. Der seitliche Knopf hat jetzt ein eigenes Gehäuse, das aus dem Gehäuse herausragt, und die digitale Krone hat tiefere Rillen. So lässt sie sich bequemer bedienen, wenn die Finger mal verschwitzt sind oder man Handschuhe trägt. Das Gehäuse ist letztendlich höher und der Bildschirm misst 49 mm (statt 45 oder 41 mm). Die Ultra ist also wesentlich klobiger und schwerer als die Series 9. Außerdem bringt sie 62 Gramm auf die Waage, während die Watch 9 lediglich 40 Gramm wiegt. Kurzum: Die Ultra ist nichts für schmale Handgelenke. Und besonders bequem ist sie auch nicht.

Ultra 2 vs Garmin Epix Pro
Die Apple Watch Ultra im Größenvergleich mit der Garmin Epix Pro (47mm). © OutdoorMonster

Erstaunlicherweise ist das Display genauso groß wie bei der 45-mm-Variante. Apple gibt für die Ultra konkret 1.164 mm² und für die Series 9 1.143 mm² Anzeigebereich an. Dafür ist der Bildschirm durch die erhöhten Kanten des Titan-Gehäuses besser geschützt. Außerdem ist der Bildschirm, im Gegensatz zu anderen Apple-Uhren, komplett flach, was ebenfalls zu besserem Schutz beitragen soll. Es gibt darüber hinaus drei weitere Punkte, in denen sich der Bildschirm der Ultra von den anderen Apple Watches unterscheidet:

  • Der Bildschirm der Apple Watch Ultra 2 ist mit bis zu 3.000 Nits deutlich heller als die anderen Apple Watches und lässt sich auch an sonnigen Tagen optimal ablesen.  Der Nachteil ist allerdings, dass die flache Saphirglasabdeckung ein wenig spiegelt.
  • Das Display bietet Platz für bis zu sechs Zeilen mit Trainingsstatistiken. Bei der Series 9 sind es lediglich fünf. Das heißt, beim Sport steht mehr Raum für Informationen zur Verfügung.
  • Das Bildschirm hat eine Auflösung von 410 x 502 Pixel (Apple Watch 9: 396 x 484 Pixel) und ist damit nochmals schärfer. Damit und mit der enormen Helligkeit gehört er zu den besten im Smartwatch-Bereich.

Apple Watch Ultra 2: Endlich längere Akkulaufzeit

Ein großes Thema aller Apple Watches ist die kurze Akkulaufzeit. Im Prinzip muss die Uhr jeden Tag ans Ladegerät. Das ist bei der Ultra 2 anders, denn das massivere Gehäuse bietet Platz für einen größeren Akku. Im Vergleich zur Standard-Version gibt Apple die Laufzeit mit 36 Stunden an – also doppelt so lange. Mit aktiviertem Stromsparmodus, der viele Funktionen abschaltet, sollen sogar bis zu 60 Stunden drin sein. Im Test hat sich gezeigt, dass bei normalem Gebrauch inklusive Always-on-Bildschirm, allen aktivierten Funktionen und ohne lange sportliche Aktivitäten drei Tage locker drin sind. Das ist zwar immer noch weniger als bei vielen anderen Smartwatches etwa von Garmin, die eine Woche und länger durchhalten, aber trotzdem ein großer Schritt. Trotzdem ist der Komfort im Vergleich zu anderen Apple Watches deutlich höher.

Beim Aufzeichnen einer Aktivität mit aktiviertem GPS hält die Apple Watch Ultra 2 rund 11 Stunden durch. Das sollte zwar für die meisten Aktivitäten ausreichen, ist im Vergleich zu anderen Outdoor-Uhren wie der Garmin Fenix 7 (39 Stunden) aber eher unterdurchschnittlich. Was die Ladezeiten angeht, ist die Ultra auf dem Niveau der Series 9. Das heißt, sie braucht etwa eineinhalb Stunden, bis sie komplett geladen ist, und rund eine Stunde, bis sie von 0 bis 80 Prozent aufgeladen ist.

Apple Watch Ultra 2 mit Aktionstaste

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die leuchtend orangefarbene Aktionstaste auf der linken Gehäuseseite. Die Funktion der Taste lässt sich übrigens auch im Einstellungsmenü anpassen. Du kannst auswählen, was die Aktionstaste machen soll. Zum Beispiel kannst du damit einen Wegpunkt hinzufügen, die Stoppuhr starten, die Taschenlampen-App öffnen oder ein Workout starten. Außerdem kann man die Aktionstaste zum Starten von Kurzbefehlen wie „Standort teilen“ oder „Person X anrufen“ nutzen.

Die Funktion der Taste ändert sich auch je nachdem, was gerade passiert. Wenn man die Aktionstaste während eines Laufs betätigt, markiert die Smartwatch ein Segment. Außerdem kann man ein Training unterbrechen, wenn man gleichzeitig die Aktionstaste und die Seitentaste drückt.  Mit der gleichen Kombination kann man das Training auch fortsetzen.  Und wer an einem Triathlon teilnimmt, kann mithilfe der Taste von einer Sportart zur nächsten wechseln. Die neue Aktionstaste ist vielleicht nicht die Erfindung des Jahres, macht die Bedienung der Uhr aber auf jeden Fall komfortabler. Ich könnte mir gut vorstellen, das Apple in künftigen Updates noch mehr Anpassungsmöglichkeiten hinzufügt.

Aktionstaste Apple Watch
Die Aktionstaste auf der linken Seite löst unter anderem die Sirene aus. © OutdoorMonster

Es gibt auch zwei erwähnenswerte Sicherheitsfunktionen. Erstens gibt es eine laute Sirene, die sehr gut funktioniert. Zweitens gibt es eine Sturzerkennung. Dann versucht die Smartwatch, einen Notruf abzusetzen, wenn sie glaubt, dass man einen katastrophalen Sturz erlitten hat. Nicht zuletzt hat Apple die Mikrofone verbessert. Sie werden jetzt laut eigenen Angaben mithilfe spezieller Algorithmen gesteuert, um die Stimme besser zu isolieren und Windgeräusche zu reduzieren. Und tatsächlich: Selbst bei viel Wind bleibt man mit der Apple Watch Ultra gut verständlich. Die Uhr filtert die Windgeräusche so gut heraus, dass der Gesprächspartner vom Wind kaum etwas mitbekommt.

Sport & Outdoor

Apple sagt, die Ultra ist perfekt für Marathons, Wanderungen, Tauchgänge und das tägliche Training. Im Grunde genommen gibt es allerdings nur ein paar kleine Unterschiede zu anderen Apple Watches. Die Apple Watch Ultra zeichnet dieselben Trainingsarten auf (bis auf Tauchen) und erkennt auf Wunsch Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Radfahren automatisch. Seit watchOS 9 gibt es außerdem einen Multisport-Modus, der automatisch zwischen verschiedenen Trainingsarten wechselt. Dazu gehören Laufmetriken wie Bodenkontaktzeit, Leistung und vertikale Schwingung, Herzfrequenz-Zonen sowie benutzerdefinierte Work-outs.

Apple Watch Ultra WhatsApp
In Sachen „smarte Funktionen“ ist die Ultra 2 top aufgestellt. So lassen sich auch WhatsApp-Nachrichten direkt über die Uhr beantworten. © OutdoorMonster

Wie bei der Series 9 kommt auch in der Apple Watch Ultra derselbe Herzfrequenzsensor zum Einsatz. Deshalb ist die Pulsmessung hier auch äußerst akkurat. Die Ergebnisse hängen aber natürlich auch von ein paar anderen Faktoren ab, zum Beispiel davon, ob die Smartwatch richtig am Handgelenk sitzt und wie ihr euch beim Sport bewegt. Tatoos sind auch nicht förderlich. Bei mehreren Sportaktivitäten wie Laufen, Rudern und Fahrradfahren gab es im Vergleich zu den gleichzeitig durchgeführten Messungen mit einem Brustgurt auf jeden Fall nur minimale Abweichungen. 

Präzise GPS-Messung

Im Gegensatz zur Series 9 setzt Apple bei der Ultra 2 auf zwei GPS-Bänder, L1 und L5, um die Position zu bestimmen. Dazu muss man wissen: Die meisten GPS-Geräte nutzen die L1-Frequenz, aber moderne Smartwatches und Navis haben ein sogenanntes Multiband-GPS. Die Idee dahinter ist, dass ein Gerät dasselbe Signal auf zwei unterschiedlichen Frequenzen vom selben Satelliten empfängt. Das heißt, ein Dual-Frequenz-GPS-Empfänger kann doppelt so viele Signale auswerten wie ein Single-Frequenz-GPS. Im Test hat sich gezeigt, dass sich die Standortermittlung tatsächlich verbessert – sowohl generell als auch im Speziellen in schwierigen Umgebungen wie Städten oder im Wald. Dadurch kann die Apple Watch Ultra 2 auch Geschwindigkeit und zurückgelegte Distanzen etwas genauer berechnen.

Tauchcomputer inklusive

Wie bereits erwähnt, ist die Apple Watch Ultra im Gegensatz zur Series 9 jetzt nicht mehr nur 50, sondern ganze 100 Meter wasserdicht. Dazu gibt’s jetzt auch die neue Tiefen-App, die automatisch startet, sobald die Apple Watch Ultra ins Wasser getaucht wird. Die Smartwatch zeigt direkt die aktuelle Tiefe, die Zeit, die man unter Wasser verbracht hat, und die aktuelle Wassertemperatur an. Außerdem gibt es die App Oceanic Plus, die die Ultra 2 in einen Tauchcomputer verwandelt.

Apple Watch Ultra 2 Kompass-App
Die Standard-App „Kompass“ bietet nur eingeschränkte Navigationsmöglichkeiten. © OutdoorMonster

Navigation: Viel Luft nach oben

Was die Navigation angeht, können Smartwatches wie die Garmin Fenix 7 und Epix 2 deutlich mehr. Die Apple Watch Ultra setzt auf die Kompass-App, die zum Beispiel dabei hilft, Schritte zurückzuverfolgen. Garmin-Uhren haben dafür detaillierte Offline-Karten. Apple Karten setzt auf sogenannte Turn-by-Turn-Anweisungen, also Wegbeschreibungen, ohne Kartenansicht. Mit iOS 17 kann man zwar Karten auf das iPhone laden und sie auf der Apple Watch anzeigen, aber dafür muss das Smartphone in der Nähe sein und eingeschaltet sein. Ich denke, da wäre mit einem größeren Speicher von 32 Gigabyte sicher noch mehr drin.

Apps wie „Footpath“ heben die Navigation auf der Apple Watch Ultra 2 auf ein neues Level. © OutdoorMonster

Die App „Karten“ bietet zwar Wegbeschreibungen, aber nur, wenn man online ist. Außerdem funktioniert sie nur in urbanen Umgebungen wirklich gut. Die mitgelieferte „Workout“-App bietet weder Karten noch Navigation. Und auch die Kompass-App kann nicht wirklich überzeugen. Immerhin kannst du Apps von anderen Anbietern nachrüsten, die dir eine gute Navigation mit Offline-Kartenmaterial bieten. Die gute Nachricht ist, dass Apple mit dem neuen Betriebssystem watchOS 11, das in den nächsten Monaten kommt, endlich eine Offline-Navigation anbieten will.

Fazit

Die Apple Watch Ultra 2 hat alles, was das Original auch hat, aber mit einem robusteren Gehäuse, einem helleren Display und einer längeren Batterielaufzeit. Die Entscheidung zwischen der Ultra und einer normalen Apple Watch hängt vor allem davon ab, wie viele Outdoor-Aktivitäten du planst und ob dir diese Funktionen den deutlich höheren Preis wert sind. Für die meisten Menschen bietet die Apple Watch Series 9 sicherlich mehr als genug Funktionen. Aber für die Zielgruppe der hartgesottenen Abenteurer ist die Apple Watch Ultra 2 eine gute, wenn auch nicht die beste Alternative.


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