Eine Smartwatch ist für Wanderungen oder andere Aktivitäten in der Natur definitiv praktisch. Denn gute Modelle zeigen dir nicht nur Zeit und Entfernung an, sondern haben auch noch andere Funktionen, die dir sagen, ob du auf dem richtigen Weg bist. Was eine gute Outdoor-Smartwatch von anderen Modellen unterscheidet, sind neben einem robusten Gehäuse Navigationsfunktionen wie Höhenmesser, Barometer, Kompass und topografische Karten. Außerdem sollten die die Akkus besonders lange halten. Kann die Apple Watch Ultra 2 diese Kriterien erfüllen? Der Test bringt Klarheit.
Apple Watch Ultra 2: Apple Watch auf Testosteron
Die Apple Watch Ultra 2 ist auf den ersten Blick als Apple Watch erkennbar. Das Gerät wirkt insgesamt wuchtiger und kräftiger als eine Apple Watch. Fast wie ein Geländewagen. Deswegen ist sie auch die robusteste Apple Watch überhaupt. Sie ist wasserdicht bis 100 Meter Tiefe, also doppelt so tief wie die Series 9. Außerdem ist sie EN13319-zertifizier und dadurch für Sporttauchgänge bis 100 Meter Tiefe geeignet. Die Ultra 2 ist überdies auch perfekt für Hochgeschwindigkeits-Wassersportarten wie Kitesurfen, Wakeboarden und Jetskifahren.
Die Series 9 und die Watch SE haben eine niedrigere WR50-Einstufung und sind sicher für Aktivitäten in flachem Wasser wie Schwimmen im Pool oder im Meer. Aber man sollte sie nicht zum Tauchen, Wasserski oder für andere Aktivitäten verwenden, bei denen Wasser mit hoher Geschwindigkeit fließt oder bei denen man in geringer Tiefe untertaucht. Die Ultra 2 ist außerdem staubfest nach IP6X und hat eine zusätzliche MIL-STD 810-H-Zertifizierung, den Standard für militärische Ausrüstung. Das bedeutet, dass sie in großen Höhen, bei extremen Temperaturen, Gefrieren/Auftauen, Flugsand und weiteren Umweltbelastungen wie Vibrationen und Stößen getestet und für gut befunden wurde. Die Ultra 2 funktioniert in Höhen zwischen minus 500 und 9.000 Metern, also deutlich höher als der Vorgänger und andere Apple Watch Modelle, die nur bis 3.000 Meter reichen.
Nach monatelangem Einsatz des Ultra bin ich von seiner Haltbarkeit überzeugt. Auch nach hunderten von Kilometern beim Biken, Wandern und anderen Sportarten sieht sie noch aus wie neu, ohne Kratzer oder andere Beschädigungen.
Top-Bildschirm
Was das Design angeht: Alle bekannten Elemente sind vorhanden, nur eben in einer größeren Ausführung als bei den anderen Modellen. Der seitliche Knopf hat jetzt ein eigenes Gehäuse, das aus dem Gehäuse herausragt, und die digitale Krone hat tiefere Rillen. So lässt sie sich bequemer bedienen, wenn die Finger mal verschwitzt sind oder man Handschuhe trägt. Das Gehäuse ist letztendlich höher und der Bildschirm misst 49 mm (statt 45 oder 41 mm). Die Ultra ist also wesentlich klobiger und schwerer als die Series 9. Außerdem bringt sie 62 Gramm auf die Waage, während die Watch 9 lediglich 40 Gramm wiegt. Kurzum: Die Ultra ist nichts für schmale Handgelenke. Und besonders bequem ist sie auch nicht.
Erstaunlicherweise ist das Display genauso groß wie bei der 45-mm-Variante. Apple gibt für die Ultra konkret 1.164 mm² und für die Series 9 1.143 mm² Anzeigebereich an. Dafür ist der Bildschirm durch die erhöhten Kanten des Titan-Gehäuses besser geschützt. Außerdem ist der Bildschirm, im Gegensatz zu anderen Apple-Uhren, komplett flach, was ebenfalls zu besserem Schutz beitragen soll. Es gibt darüber hinaus drei weitere Punkte, in denen sich der Bildschirm der Ultra von den anderen Apple Watches unterscheidet:
- Der Bildschirm der Apple Watch Ultra 2 ist mit bis zu 3.000 Nits deutlich heller als die anderen Apple Watches und lässt sich auch an sonnigen Tagen optimal ablesen. Der Nachteil ist allerdings, dass die flache Saphirglasabdeckung ein wenig spiegelt.
- Das Display bietet Platz für bis zu sechs Zeilen mit Trainingsstatistiken. Bei der Series 9 sind es lediglich fünf. Das heißt, beim Sport steht mehr Raum für Informationen zur Verfügung.
- Das Bildschirm hat eine Auflösung von 410 x 502 Pixel (Apple Watch 9: 396 x 484 Pixel) und ist damit nochmals schärfer. Damit und mit der enormen Helligkeit gehört er zu den besten im Smartwatch-Bereich.
Apple Watch Ultra 2: Endlich längere Akkulaufzeit
Ein großes Thema aller Apple Watches ist die kurze Akkulaufzeit. Im Prinzip muss die Uhr jeden Tag ans Ladegerät. Das ist bei der Ultra 2 anders, denn das massivere Gehäuse bietet Platz für einen größeren Akku. Im Vergleich zur Standard-Version gibt Apple die Laufzeit mit 36 Stunden an – also doppelt so lange. Mit aktiviertem Stromsparmodus, der viele Funktionen abschaltet, sollen sogar bis zu 60 Stunden drin sein. Im Test hat sich gezeigt, dass bei normalem Gebrauch inklusive Always-on-Bildschirm, allen aktivierten Funktionen und ohne lange sportliche Aktivitäten drei Tage locker drin sind. Das ist zwar immer noch weniger als bei vielen anderen Smartwatches etwa von Garmin, die eine Woche und länger durchhalten, aber trotzdem ein großer Schritt. Trotzdem ist der Komfort im Vergleich zu anderen Apple Watches deutlich höher.
Beim Aufzeichnen einer Aktivität mit aktiviertem GPS hält die Apple Watch Ultra 2 rund 11 Stunden durch. Das sollte zwar für die meisten Aktivitäten ausreichen, ist im Vergleich zu anderen Outdoor-Uhren wie der Garmin Fenix 7 (39 Stunden) aber eher unterdurchschnittlich. Was die Ladezeiten angeht, ist die Ultra auf dem Niveau der Series 9. Das heißt, sie braucht etwa eineinhalb Stunden, bis sie komplett geladen ist, und rund eine Stunde, bis sie von 0 bis 80 Prozent aufgeladen ist.
Apple Watch Ultra 2 mit Aktionstaste
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die leuchtend orangefarbene Aktionstaste auf der linken Gehäuseseite. Die Funktion der Taste lässt sich übrigens auch im Einstellungsmenü anpassen. Du kannst auswählen, was die Aktionstaste machen soll. Zum Beispiel kannst du damit einen Wegpunkt hinzufügen, die Stoppuhr starten, die Taschenlampen-App öffnen oder ein Workout starten. Außerdem kann man die Aktionstaste zum Starten von Kurzbefehlen wie „Standort teilen“ oder „Person X anrufen“ nutzen.
Die Funktion der Taste ändert sich auch je nachdem, was gerade passiert. Wenn man die Aktionstaste während eines Laufs betätigt, markiert die Smartwatch ein Segment. Außerdem kann man ein Training unterbrechen, wenn man gleichzeitig die Aktionstaste und die Seitentaste drückt. Mit der gleichen Kombination kann man das Training auch fortsetzen. Und wer an einem Triathlon teilnimmt, kann mithilfe der Taste von einer Sportart zur nächsten wechseln. Die neue Aktionstaste ist vielleicht nicht die Erfindung des Jahres, macht die Bedienung der Uhr aber auf jeden Fall komfortabler. Ich könnte mir gut vorstellen, das Apple in künftigen Updates noch mehr Anpassungsmöglichkeiten hinzufügt.
Es gibt auch zwei erwähnenswerte Sicherheitsfunktionen. Erstens gibt es eine laute Sirene, die sehr gut funktioniert. Zweitens gibt es eine Sturzerkennung. Dann versucht die Smartwatch, einen Notruf abzusetzen, wenn sie glaubt, dass man einen katastrophalen Sturz erlitten hat. Nicht zuletzt hat Apple die Mikrofone verbessert. Sie werden jetzt laut eigenen Angaben mithilfe spezieller Algorithmen gesteuert, um die Stimme besser zu isolieren und Windgeräusche zu reduzieren. Und tatsächlich: Selbst bei viel Wind bleibt man mit der Apple Watch Ultra gut verständlich. Die Uhr filtert die Windgeräusche so gut heraus, dass der Gesprächspartner vom Wind kaum etwas mitbekommt.
Sport & Outdoor
Apple sagt, die Ultra ist perfekt für Marathons, Wanderungen, Tauchgänge und das tägliche Training. Im Grunde genommen gibt es allerdings nur ein paar kleine Unterschiede zu anderen Apple Watches. Die Apple Watch Ultra zeichnet dieselben Trainingsarten auf (bis auf Tauchen) und erkennt auf Wunsch Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Radfahren automatisch. Seit watchOS 9 gibt es außerdem einen Multisport-Modus, der automatisch zwischen verschiedenen Trainingsarten wechselt. Dazu gehören Laufmetriken wie Bodenkontaktzeit, Leistung und vertikale Schwingung, Herzfrequenz-Zonen sowie benutzerdefinierte Work-outs.
Wie bei der Series 9 kommt auch in der Apple Watch Ultra derselbe Herzfrequenzsensor zum Einsatz. Deshalb ist die Pulsmessung hier auch äußerst akkurat. Die Ergebnisse hängen aber natürlich auch von ein paar anderen Faktoren ab, zum Beispiel davon, ob die Smartwatch richtig am Handgelenk sitzt und wie ihr euch beim Sport bewegt. Tatoos sind auch nicht förderlich. Bei mehreren Sportaktivitäten wie Laufen, Rudern und Fahrradfahren gab es im Vergleich zu den gleichzeitig durchgeführten Messungen mit einem Brustgurt auf jeden Fall nur minimale Abweichungen.
Präzise GPS-Messung
Im Gegensatz zur Series 9 setzt Apple bei der Ultra 2 auf zwei GPS-Bänder, L1 und L5, um die Position zu bestimmen. Dazu muss man wissen: Die meisten GPS-Geräte nutzen die L1-Frequenz, aber moderne Smartwatches und Navis haben ein sogenanntes Multiband-GPS. Die Idee dahinter ist, dass ein Gerät dasselbe Signal auf zwei unterschiedlichen Frequenzen vom selben Satelliten empfängt. Das heißt, ein Dual-Frequenz-GPS-Empfänger kann doppelt so viele Signale auswerten wie ein Single-Frequenz-GPS. Im Test hat sich gezeigt, dass sich die Standortermittlung tatsächlich verbessert – sowohl generell als auch im Speziellen in schwierigen Umgebungen wie Städten oder im Wald. Dadurch kann die Apple Watch Ultra 2 auch Geschwindigkeit und zurückgelegte Distanzen etwas genauer berechnen.