Mit der Neo und der Mini hat Drohnenspezialist DJI interessante Einsteigergeräte im Programm. Wer Wert auf bessere Video- und Fotoqualität legt, greift besser zum neuen Mittelklassemodell von DJI mit Doppelkamera: der Air 3S. Diese Drohne richtet sich laut DJI vor allem an ambitionierte Reisefotografen. Ausgestattet mit einer 1-Zoll-CMOS-Hauptkamera und einer 70-mm-Telekamera verspricht die Air 3S eine verbesserte Bildqualität und vielseitige Aufnahmemöglichkeiten, insbesondere bei dynamischen Outdoor-Szenen. DJI betont die Fähigkeit, sowohl bei Tageslicht als auch bei Nacht hervorragende Fotos und Videos zu produzieren. In der Nase verbirgt sich für diesen Zweck modernste Technik: Ein LiDAR-Sensor, der zusätzlichen Schutz vor Abstürzen bieten soll, vor allem in der Dunkelheit. OutdoorMonster hat die DJI Air 3S getestet, genau genommen die DJI Air 3S Fly More Combo (DJI RC 2) für 1.599 €.
Air 3S: Führerschein erforderlich
Die DJI Air 3S ist, wie der Name schon sagt, eine Weiterentwicklung der Air 3. Mit einem Preis ab 1099 Euro spricht sie auf jeden Fall ambitionierte Piloten an. Sie ist zudem das leichteste Modell im DJI-Sortiment, das mehr als 250-Gramm auf die Waage bringt. Das erhöhte Gewicht sorgt zum einen für ein stabileres Flugverhalten und zum anderen für die Möglichkeit, zwei Kameras mitzuführen. Die Kehrseite der Medaille: Es ist ein Drohnen-Führerschein erforderlich. Aber keine Bange: Der ist in 15 Minuten online gemacht. Und da das Luftfahrtbundesamt derzeit nicht in der Lage ist abzurechnen, entfällt bis auf weiteres die Gebühr von 25 Euro. Also kein großes Thema.
Trotz der minimalen Namensänderung handelt es sich nicht um eine einfache Auffrischung – die Drohne bekommt einen größeren Hauptkamerasensor, modernere Hindernissensoren, erweiterte Funktionen und sogar einen neuen Akku – also jede Menge spannende Features. DJI behauptet sogar, dass die Air 3S „mehr atemberaubende Details einfangen kann als die aktuelle DJI Mavic 3 Pro“. Die Frage, die sich stellt: Warum nennt DJI diese Drohne nicht gleich DJI Air 4?
Das Design ist jedenfalls unverkennbar DJI – und vermittelt ein beruhigendes Gefühl von Robustheit. Mit einem Gewicht von 724 Gramm und ihrer Faltbarkeit passt sie problemlos in einen kleinen Rucksack. Auf der Rückseite befinden sich ein MicroSD-Kartensteckplatz und ein USB-C-Anschluss. Über letzteren kann die Air 3S wahlweise aufgeladen oder Aufnahmen übertragen werden. Das funktioniert neuerdings sogar im ausgeschalteten Zustand. Apropos Speicher: 42 GB sind direkt eingebaut. Eine praktische Reserve, falls die Speicherkarte vollläuft.
Air 3S: Neue Kameras an Bord
Neben dem Flugspaß immer noch das Wichtigste an einer Drohne: Die Kamera(s) für möglichst schöne und beeindruckende Luftaufnahmen. Wie beim Vorgänger DJI Air 3 ohne „S“ hängt eine Doppelkamera am Gimbal. Beim Hauptobjektiv kümmern sich nun ein üppiger 1-Zoll-Bildsensor und 24 Millimeter Brennweite um Weitwinkelaufnahmen, um beispielsweise Landschaftsszenen großzügig einzufangen. Hinzu kommt ein Teleobjektiv mit kleinerem Sensor (1 1/3 Zoll) und längerer Brennweite (70 Millimeter). Ein Hybridzoom holt weit entfernte Objekte 3x optisch und 3x digital heran und eröffnet so neben dem Weitwinkel zusätzlich interessante filmische Möglichkeiten.
Die Hauptkamera hat eine feste Blende von f/1,8, das Teleobjektiv ist mit f/2,8 etwas weniger lichtstark. Beide Kameras nehmen in 4K-Auflösung auf. Bei 60 Bildern pro Sekunde (fps) soll ein HDR-Modus helle und dunkle Bereiche gleichermaßen abbilden. Wer besonders flüssige Videos oder weiche Zeitlupenaufnahmen will, schaltet in den Zeitlupenmodus und filmt dann mit satten 120 Bildern pro Sekunde – oder in Full-HD mit 200 Bildern pro Sekunde.
Air 3S: Foto und Videoqualität
Die Air 3S lieferte beim Test tagsüber schöne Fotos und Videos mit kräftigen Farben und knackiger Schärfe. Der Dynamikumfang stimmt ebenfalls, auch schwierige Lichtsituationen mit hellem Sonnenlicht und tiefen Schatten meistert die Kamera souverän. Schärfe ist überhaupt kein Thema – die Standard-JPEGs beider Sensoren sind voller Details, wenn man keinen Digitalzoom verwendet. Und selbst wenn ist es bis zu einem gewissen Grad beeindruckend – vor allem in Bewegung.
Was bei unseren Testaufnahmen ebenfalls deutlich zum Vorschein kam, waren die Qualitäten bei wenig Licht. Das ist bei einem 1-Zoll-Sensor keine große Überraschung, aber es ist schon bemerkenswert, wenn man den Belichtungsregler nach oben und unten schiebt und an beiden Enden noch Details statt verwaschener Bereiche findet.
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Das verbesserte Panorama-Tool verdient dabei eine besondere Erwähnung, vor allem der Free-Mode. Damit kann man über den Controller den gewünschten Bildausschnitt festlegen und die Air 3S erledigt den Rest. Mit der Panavision-Ansicht auf dem Bildschirm – einer Art Augmented Reality – kann man den Fortschritt auf spektakuläre Weise beobachten. Einziger Kritikpunkt: Bei der einen oder anderen Panoramaaufnahme gab es Probleme mit dem Stitching. Mit anderen Worten: Die Software in der Drohne fügte die verschiedenen Einzelaufnahmen nicht exakt zusammen.
Mit „Active Track“ ist zudem eine vielseitige Verfolgungsfunktion an Bord, durch die die Drohne bewegten Objekten in der Regel zuverlässig folgt. Im „Auto“-Modus führt die Air 3S dabei je nach Umgebung automatisch Flugmanöver aus, die das Motiv spektakulär in Szene setzen. Hier gilt: Funktioniert gut, aber nicht ganz so gut wie versprochen. Manchmal verliert die Air 3S das Motiv aus den Augen – etwa hinter einem Strauch – oder kollidiert mit einem Baum. Ich persönlich würde die Air 3S z.B. auf jeden Fall nicht zum Tracken beim Mountainbiken im Wald verwenden. Beim Rennradfahren in einigermaßen freiem Gelände dagegen schon. Übrigens: Im Vorfeld wurde über einen RC Track Controller /Beacon gemunkelt, der die genaue Position des „Verfolgten“ an die Air 3S übermittelt und so verhindert, dass einen die Drohne aus den Augen verliert. Leider hat DJI dieses Zubehörteil auf unbestimmte Zeit verschoben – jetzt wird über eine Veröffentlichung Anfang 2025 spekuliert.
Für kreative Filmaufnahmen hat die Air 3S viele weitere Aufnahmefunktionen an Bord, die es der Drohne erlauben, völlig autonom eindrucksvolle Flugmanöver durchzuführen. So kann die Air 3S beispielsweise automatisch zuvor auf einer Karte festgelegte Wegpunkte abfliegen oder geradeaus in eine vorgegebene Richtung fliegen („Tempomat“), während sich der Pilot ganz auf die Ausrichtung der Kamera und das Filmen konzentriert. Mit „MasterShots“ können Piloten darüber hinaus diverse automatische Flugrouten und Kamerafahrten starten.
Flugeigenschaften: Selbst bei starkem Wind top
Auch die Flugeigenschaften der Drohne begeistern. Die Air 3S ist mit bis zu 76 km/h schnell, lässt sich aber in jeder Situation – auch bei sehr starkem Wind – jederzeit nahezu perfekt steuern. Der LiDAR-Sensor sorgte zudem bei der Erprobung in der Dämmerung für einwandfreie RTH-Landemanöver (Return to Home) auch in schwierigen Umgebungen. Neu ist in diesem Zusammenhang, dass der automatische Rückflug nicht mehr ausschließlich auf GPS angewiesen ist, um unbeschadet nach Hause zu kommen. Vielmehr greift die Drohne bei schwachen Signalen auf die gespeicherte Flugroute zurück. Das funktionierte in der Regel gut, die Air 3S landete nahezu immer ziemlich genau am Startplatz.
Hinderniserkennung: Gut, aber nicht perfekt
Allerdings arbeitet die Hinderniserkennung trotz Rundum-Sensoren und zusätzlichem LiDAR nicht so zuverlässig, wie in den Werbevideos gezeigt (und von vielen Influencern auf YouTube demonstriert) wird. Mit anderen Worten: Es ist zwar durchaus möglich, in einem Wald mit kahlen Baumstämmen mit der Air 3S zu fliegen. Sobald aber kleine Äste und Blätter ins Spiel kommen, hört der Spaß auf (siehe Video). Unabhängig davon funktioniert die Hinderniserkennung wirklich gut – hundertprozentig darf man sich aber nicht auf sie verlassen.
Ein leistungsstarker Akku, mit dem die Air 3S maximal bis zu 45 Minuten in der Luft bleiben kann, sorgt für viel Ausdauer beim Fliegen. Unter normalen Bedingungen reicht der Saft auf jeden Fall für mindestens eine halbe Stunde Flugspaß pro Akkuladung – meist einige Minuten mehr. Nicht so gut: Ohne ein starkes Ladegerät (mindestens 65 Watt) dauert das Laden ewig – mit einem normalen Smartphone-Ladegerät rund einen ganzen Tag. In der Fly More Combo ist immerhin eine Ladeschale dabei, die die Akkus nacheinander auflädt – clever. Der Hub unterstützt darüber hinaus Schnellladen sowie eine Art „Energieakkumulation“. Abseits einer Stromquelle ist es so möglich, die gesamte Ladung von drei schwachen Akkus auf einen zu übertragen – smart.
Die DJI Air 3S (inklusive Fernbedienung) ist ab sofort zu einem Preis ab 1.099 € erhältlich. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang übrigens, warum DJI die Air 3S nicht ohne Controller anbietet. Das würde den Preis senken und die Umweltfreundlichkeit erhöhen. Schließlich funktionieren auch ältere Modelle mit der neuen Drohne. Zur Standardausführung kommen verschiedenen Bundles:
Die DJI Air 3S Fly More Combo (DJI RC-N3) ist für 1.399 € erhältlich und enthält die DJI RC-N3 Fernsteuerung, ein ND-Filter-Set, zwei zusätzliche Akkus, eine Akkuladestation und eine Umhängetasche und mehr.
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Die DJI Air 3S bietet Filmemachern eine außergewöhnliche Qualität zu einem erstaunlich günstigen Preis – jedenfalls im Vergleich zum DJI-Flaggschiff Mavic 3 Pro. Meiner Meinung nach ist die Air 3S für die meisten Videofilmer aber sogar die bessere Wahl als die Mavic 3 Pro, da die Videoqualität einen Tick besser ausfällt und die Hinderniserkennung zuverlässiger funktioniert. Kurzum: Wer schon immer mit dem Gedanken gespielt hat, sich eine Drohne für spektakuläre Outdoor- oder Reiseaufnahmen zuzulegen, für den hat DJI mit der Air 3S ein nahezu perfektes Paket geschnürt. Ich bin jedenfalls von der Qualität, der Bedienung und den vielen Funktionen beeindruckt und habe nur wenige ernsthafte Kritikpunkte.