Selbstfliegende Drohnen sind in den vergangenen Jahren aus gutem Grund immer beliebter geworden. Nahezu alle Hersteller setzen mittlerweile auf Flugmodi, die eigenständige Bewegungen erlauben und dem Nutzer einen Großteil der Steuerung abnehmen. Besonders praktisch ist der Einsatz solcher Drohnen, wenn unterwegs schnell ein Überblick geschaffen oder kurze Verfolgungsaufnahmen realisiert werden sollen. Richtig gut funktioniert das aber nicht immer. Die DJI Neo hat zum Beispiel keine Hindernissensoren und ist für viele Aktivitäten zu langsam. Genau hier setzt die HOVERAir X1 Promax an (ab 549 Euro). Sie setzt nicht nur auf kompakte Abmessungen, sondern soll durch ihren fortschrittlichen automatischen Verfolgungsmodus selbst das Filmen bei anspruchsvollen Sportarten wie Skifahren und Mountainbiken ermöglichen. Wie gut sie das kann, hat Outdoormonster getestet.
HOVERAir X1: Design und Verarbeitung
Schon beim ersten Kontakt mit der HOVERAir X1 Promax fällt auf, wie kompakt sie trotz ihrer erweiterten Technik bleibt. Mit einem Gewicht von unter 250 Gramm bleibt die Drohne unter der für die EU-Drohnenverordnung relevanten Grenze, was rechtliche Vorteile bietet. Zusammengefaltet passt sie problemlos in eine Jackentasche. Das zusammenklappbare Gehäuse ermöglicht es, die Drohne bequem in der Jackentasche oder im Fahrradtrikot unterzubringen – ein klarer Vorteil für den unkomplizierten, schnellen Einsatz. Das Kunststoffgehäuse macht dabei einen stabilen Eindruck, während die Scharniere der klappbaren Ausleger robust genug erscheinen, um häufiges Auf- und Zuklappen schadlos zu überstehen. Die matte Oberfläche reduziert Fingerabdrücke und schützt vor leichten Kratzern. Besonders auffällig ist die aufwendigere Verarbeitung auf der Rück- und Unterseite, wo zusätzliche Sensoren präzise und bündig ins Gehäuse integriert sind. Unsaubere Übergänge oder unregelmäßige Spaltmaße sind nicht zu erkennen.
Videoqualität: Klein aber oho
Technisch hebt sich die X1 Promax deutlich von einfacheren Drohnen ab. Sie unterstützt Videoaufnahmen in 8K-Auflösung mit 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde und bietet zusätzlich Zeitlupen in 4K mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Das eröffnet Spielraum für dynamische Szenen, wie sie bei Actionaufnahmen oder Sportsequenzen gefragt sind.
Die Videoqualität der HOVERAir X1 Promax ist dabei für eine ultrakompakte Drohne beeindruckend und hebt sich in ihrer Klasse deutlich ab. Ausgestattet mit einem 1/1,3-Zoll-CMOS-Sensor ermöglicht sie Videoaufnahmen zeigen die Aufnahmen eine hohe Bildschärfe und intensive Farben, wobei die Standardeinstellungen klar auf Social-Media-Content ausgelegt sind. Wer ein natürlicheres oder für die Nachbearbeitung optimiertes Bild bevorzugt, kann auf das flachere „Hover Cine“-Profil oder HDR (10-Bit HLG) umschalten. Die Kamera reagiert zuverlässig auf wechselnde Lichtverhältnisse, und bis ISO 1600 bleibt das Bildrauschen gering. Erst bei sehr schlechten Lichtverhältnissen nimmt die Bildqualität sichtbar ab, was aber für diese Drohnengröße typisch ist. Im Vergleich zur DJI Neo bietet die X1 Promax definitiv eine sichtbar höhere Auflösung und Schärfe und insgesamt ein deutlich besseres Bild.
Wenn man sie mit der DJI Flip vergleicht, sieht es dagegen anders aus. Die hohe Auflösung bringt zwar mehr Details, doch aus unserer Sicht wirken die Videos der DJI Flip insgesamt natürlicher und harmonischer. Zudem bietet die Flip mit dem D-Log M Farbprofil mehr Spielraum für die Nachbearbeitung und liefert eine bessere Farbabstimmung direkt aus der Kamera. Nicht zuletzt sorgt das mechanische 3-Achsen-Gimbal-Stabilisierung der Flip für etwas ruhigere und stabilere Aufnahmen als der 2-Achsen-Gimbal mit elektronischer Stabilisierung der X1 Promax.
HOVERAir X1 Promax: Noch besser mit Beacon
Die Steuerung erfolgt wahlweise über ein Smartphone, das per App mit der Drohne verbunden wird. In der Praxis liegt die stabile Reichweite bei rund 200 Metern – etwas wenig. Aus diesem Grund gibt es den Beacon als Zubehör. Es erfüllt zwei Aufgaben: Mit integriertem Display und magnetischer Arretierung wird es zur vollwertigen Fernbedienung. Diese ermöglicht eine präzise Steuerung über das eigene Display oder über eine Smartphone-Verbindung mit einer Reichweite von bis zu einem Kilometer.

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Generell sorgt die integrierte Sensorik für ein sicheres Flugverhalten, indem sie Hindernisse erkennt und bei Bedarf bremst oder ausweicht. Dafür besitzt die Promax auch rückseitige und untere Erkennungssysteme, die vor allem bei Vorwärts- oder Seitwärtsflügen zusätzlichen Schutz bieten. Diese machen sich besonders in schwierigem Gelände wie Wäldern oder an Steilküsten bezahlt. Trotz der kompakten Bauweise fliegt die Promax auch bei leichtem Wind ruhig, bei starken Böen gibt es jedoch Probleme mit der Stabilität.

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X1 Promax: Bedienung und App-Komfort
Wir sehen die X1 Promax aber in erster Linie als Selfie-Drohne. Bedeutet: Einfach die Drohne aus der Tasche holen, einschalten, gewünschten Modus wählen, Knöpfchen drücken und los geht’s. Die große Auswahl an Flugmodi wie Follow Me, Orbit, Dolly Track, Side Track, Zoom Out und Bird’s Eye sorgen für vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Die Drohne erkennt dabei eigenständig das Motiv, bleibt in dessen Nähe und passt die Flugroute entsprechend an. Die Bedienung gestaltet sich insgesamt sehr intuitiv, auch für Einsteiger. Dafür sorgt auch das gut ablesbare OLED-Display auf der Drohne, über das sich Modi und Parameter ohne App einstellen lassen.
In der App gibt es allerdings viele weitere Einstellmöglichkeiten, die eine gewisse Einarbeitung erfordern. Ein Kritikpunkt betrifft die Bildqualitätseinstellungen: Auflösung und Bildrate müssen je nach Flugmodus separat ausgewählt werden. Wer etwa zwischen 8K-Standardaufnahme und 4K-Zeitlupe wechseln möchte, muss dafür jedes Mal in die entsprechenden Menüs. Das ist weniger komfortabel als bei manchen Konkurrenzmodellen, bei denen solche Einstellungen zentral gebündelt sind. Grundsätzlich überzeugt die App mit klarer Struktur und zeigt alle relevanten Daten wie Akkustand, GPS-Signal oder gewählte Auflösung übersichtlich an. Fortgeschrittene Anwender profitieren zudem von erweiterten Funktionen wie Farbprofilen und der Möglichkeit zur 10-Bit-HDR-Aufnahme – ein klarer Vorteil bei der späteren Nachbearbeitung im Videoschnitt. Apropos Videoschnitt: Im Gegensatz zu DJI fehlen solche Funktionen in der App. Dafür gibt es aber genügend kostenlose Alternativen.
HOVERAir X1 Promax: Die Selfie-Drohne schlechthin
Im Follow-Modus erreicht die Drohne eine stabile Geschwindigkeit von bis zu 42 km/h und kann in kurzen Sprints sogar bis zu 60 km/h erreichen, und das sogar im Follow-Modus. Wir haben sie beim Wandern, Mountainbiken und Rennradfahren auf die Probe gestellt – mit gemischten Ergebnissen. Generell können wir guten Gewissens behaupten, dass die X1 Promax derzeit die beste Selfie-Drohne auf dem Markt ist. Unter normalen Umständen funktioniert das Tracking hervorragend. Beim Wandern folgt uns die Drohne selbst auf schmalen, dicht bewachsenen Trails sehr zuverlässig. Am besten gelingt das, wenn man als Parameter „close“ und „flat“ wählt, also „nahe dran“ und „dicht über dem Boden“. Dabei sehen die Ergebnisse klasse aus, zumindest wenn das Tracking einwandfrei funktioniert (siehe Video oben).
Automatik mit Tücken
Denn der Follow- oder Cyling-Modus für das Radfahren hat seine Tücken. Im Test zeigte sich beispielsweise, dass die Drohne bei schnellen Mountainbike-Abfahrten oft den Anschluss verlor. Vor allem enge Kurven und starke Höhenunterschiede scheinen Probleme zu bereiten. Auf einer MTB-Strecke kam es sogar zu einem Crash mit einem Baum, bei dem ein Propeller zu Bruch ging. Mit dem optional erhältlichen Repair-Kit konnten wir die Drohne jedoch schnell wieder reparieren. Sie scheint auf jeden Fall einiges auszuhalten.

Aber selbst auf vermeintlich einfachem Terrain wie breiten, geraden Wegen legte die X1 Promax teilweise ein merkwürdiges Verhalten an den Tag (siehe Video unten). So erkannte die Drohne zum Beispiel Mitfahrer als Hindernis und blieb einfach stehen. Auch schwarze Outfits führen offenbar zu Tracking-Schwierigkeiten.
Und wenn das Tracking nicht funktioniert, ist das einfach ärgerlich. Man merkt es oft erst spät, wenn die Drohne den Anschluss verliert. Dann muss man zurück und die Drohne suchen und finden (bei einem Absturz auch noch den Akku). Nicht immer einfach. Problematisch auch beim Fahren mit mehreren Personen: wenn die Drohne genau auf dem Trail stehen bleibt, muss der Hintermann ausweichen. Aus unserer Sicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Und übrigens: Der Beacon macht die Sache nach unserer Erfahrung nicht unbedingt besser. Bei einigen Passagen im Video hatten wir den Beacon dabei.
Hinderniserkennung und Windanfälligkeit
Schließlich kam es beim Start gelegentlich zu Aussetzern. So flog die Testdrohne nach der Aktivierung beispielsweise unkontrolliert in dichte Brennnesseln oder driftete bis zu 20 Meter weit ab. In einigen Situationen, etwa im Gebirge, war eine Rückholung nur per Fernsteuerung möglich. Solche Erlebnisse mindern das Vertrauen in die Technik erheblich. Aus diesem Grund haben wir uns zum Beispiel nicht getraut, auf einem Felsvorsprung am Berg einen „Circle“ zu machen. Das Risiko, die Drohne zu verlieren, war uns zu groß.

Außerdem beeinflusst Wind die maximale Geschwindigkeit deutlich. Bei Gegenwind reduziert sich die effektive Fluggeschwindigkeit spürbar. Auch Hindernisse können problematisch werden: Zwar sind vorne und hinten Sensoren für die Hinderniserkennung vorhanden, seitlich fehlen sie jedoch. Bei Umlaufaufnahmen oder seitlichem Verfolgen besteht daher Kollisionsgefahr.
Alltagstauglichkeit und Besonderheiten
Die HOVERAir X1 Promax zeigt sich im Alltag als besonders flexibel. Mit dem automatischen Rückflug-Modus lässt sich die Drohne per App auf Knopfdruck zum Startpunkt zurückholen – eine hilfreiche Funktion, die das Risiko von Fehlflügen minimiert. Auch über Wasser funktioniert die X1 Promax. Während viele Modelle beim Flug über Seen oder Meere Probleme mit der Stabilität haben, greift die X1 Promax auf spezielle Flugalgorithmen zurück, um auch über spiegelnden oder schwer erfassbaren Flächen sicher in Position zu bleiben. Das ermöglicht eindrucksvolle Perspektiven über Wasser, etwa bei der Aufnahme von Wellen oder Flussläufen.
Die Akkulaufzeit liegt bei rund 11 bis 13 Minuten pro Batterie – deutlich weniger als die angegebenen 16 Minuten. Daher sollte man mindestens einen Ersatz-Akku in petto haben.
Für wen eignet sich die HOVERAir X1 Promax?
Die HOVERAir X1 Promax spricht besonders Nutzer an, die ohne klassische Fernsteuerung arbeiten, dabei aber nicht auf moderne Kamerafunktionen, solide Reichweite und smarte Automatikfunktionen verzichten möchten. Sie ist also die ideale Immer-dabei-Drohne. Geeignet ist sie sowohl für ambitionierte Einsteiger als auch für erfahrene Anwender, die auf 8K-Auflösung, Zeitlupenfunktionen und kreative Flugrouten setzen. Dank Return-to-Home-Funktion, erweiterbarem Speicher und manueller Belichtungssteuerung bietet sie ein Komplettpaket für alle, die unterwegs flexibel, schnell und in hoher Qualität filmen wollen – sei es beim Sport, auf Reisen oder in der Natur.