Mit der Insta360 X4 legen die Chinesen bei den 360-Grad-Actioncams noch eine Schippe drauf: 8K-Auflösung, ein vergrößerter Touchscreen, intelligente KI-Features und die Möglichkeit, in Echtzeit gestochen scharfe 360°-Videos zu drehen. Doch wie schlägt sich die Action-Cam in der Praxis?
Design und Verarbeitung: Größer, aber benutzerfreundlich
Mit einem moderat gewachsenen Gehäuse und einem auf 2,5 Zoll vergrößerten Touchscreen wirkt die Insta360 X4 auf den ersten Blick moderner und robuster als ihr Vorgängermodell X3. Der vergrößerte Touchscreen verbessert die Bedienung, insbesondere bei der Sichtung von gefilmten Material. Das Gerät ist insgesamt robuster und mit einer Wasserdichtigkeit von bis zu 10 Metern ausgestattet – gut für Unterwasseraufnahmen und Outdoor-Aktivitäten.

Besonders herausragend ist der neue 2,5-Zoll-Touchscreen, der gegenüber dem Vorgänger spürbar vergrößert wurde. Damit lassen sich alle Einstellungen bequem vornehmen, und die Bildkontrolle ist direkt auf dem Display möglich. Die Bedienoberfläche ist intuitiv gestaltet, sodass selbst Anfänger schnell den Überblick finden. Die Vergrößerung des Displays mag auf den ersten Blick unwesentlich erscheinen, in der Praxis stellt sich jedoch heraus, dass das zusätzliche Bedienfeld ein echter Komfortgewinn ist, vor allem für Nutzer mit großen Händen oder Handschuhen bei kaltem Wetter.
Trotz der Verbesserungen in der Handhabung bleibt das Gewicht der Kamera ein Aspekt, der je nach Einsatz negativ ins Gewicht fällt. Insbesondere bei der Befestigung an einem Helm kann das zusätzliche Gewicht stören, während es an Brustgurt oder Handhalterung kaum eine Rolle spielt.
X4: Mit der Kraft von zwei 4K-Ultraweitwinkelobjektiven
Als 360-Grad-Kamera mit zwei Ultraweitwinkelobjektiven ist die X4 in der Lage, die gesamte Umgebung aufzunehmen. Bei der Bearbeitung kann der Anwender dann den passenden Bildausschnitt wählen. Das ist ein enormer Vorteil beim Filmen, da man sich um Dinge wie Blickwinkel oder Bildausschnitt kaum Gedanken mehr machen muss.

Die Videoleistung der Insta360 X4 baut auf der X3 auf und erhöht die maximale 360 Grad Auflösung von 5,7K/30p auf jetzt 8K/30p, wobei jetzt 5,7K/60p ebenfalls verfügbar sind. Die X4 liefert dadurch Videos mit einer maximalen Auflösung von 4K bei 30 Bildern pro Sekunde (fps). Das mag im Vergleich zu einer 5- oder 8K-Actionkamera wenig erscheinen, ist aber derzeit das Opfer, das man für die Flexibilität von 360-Grad-Aufnahmen bringen muss. Außerdem ist es ein großer Fortschritt gegenüber der X3, die eine maximale effektive Auflösung von 1080p bietet, wenn das Material auf 16:9 umgewandelt wird.
8K für mehr Flexibilität bei der Nachbearbeitung
Die Verwendung von 8K für 360° bietet auch mehr Möglichkeiten für das Reframing des Materials in der Postproduktion. Unabhängig davon hat sich die Bildqualität verbessert. Details sind schärfer, Äste von Bäumen beispielsweise sehen jetzt wirklich wie Äste aus und nicht mehr wie ein komprimierter Pixelbrei. Auch Schatten, Wolken, Büsche und Steine stellt die X4 deutlich detaillierter dar als ihr Vorgänger.
Zudem hat Insta360 die Auswahl an Bildraten erweitert. So lassen sich Zeitlupenvideos mit bis zu 100 Bildern pro Sekunde in 4K aufnehmen (bei der X3 sind es 100 Bilder pro Sekunde in 3K), und im Einzelbildmodus sind jetzt 60 Bilder pro Sekunde möglich, während die X3 auf 30 Bilder pro Sekunde limitiert war. Durch diese erhöhte Flexibilität ist die X4 noch besser als Action-Kamera geeignet. Dabei hilft auch die ausgezeichnete Bildstabilisierung. Bei Tests auf unebenen Wegen in der nordafrikanischen Wüste blieben die Aufnahmen jedenfalls wunderbar flüssig. Für stimmige Aufnahmen verfügt die Insta360 X4 (wie auch die X3) nicht zuletzt über vier interne Mikrofone. Diese gehören zu den besten im Bereich der Action-Cams. Vor allem der Windunterdrückungsmodus funktioniert gut. Mit externen Mikrofonen, die über USB-C angeschlossen werden können, lassen sich allerdings noch bessere Ergebnisse erzielen.
Insta360 X4: Schwach bei schlechten Lichtverhältnissen
Nicht so gut hingegen: Die Insta360 X4 setzt weiterhin auf denselben ½“ Sensor wie die X3 und nicht den 1″ Sensor der Insta360 Ace Pro (2). Dementsprechend ist die Bildqualität nicht in allen Situationen hervorragend. Bei gutem Licht sind die Aufnahmen zwar hervorragend, aber wenn die Sonne nicht scheint, kommt der kleine Sensor an seine Grenzen. Während die X4 bei optimalen Lichtverhältnissen tatsächlich eine hervorragende Schärfe und Farben liefert, zeigt der Test, dass die Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen schnell an ihre Grenzen stößt. Schatten und starke Kontraste in dunklen Szenen wirken oft künstlich und detailarm, wodurch sich die X4 weniger für Nachtaufnahmen oder dunkle Umgebungen eignet.
Je nach Aufnahmewinkel und Motiv sind auch die Übergänge zwischen den beiden Aufnahmen (360° Stitching) in einigen Fällen etwas unscharf. Dies lässt sich aber in der Regel in der Nachbearbeitung korrigieren. Was allerdings fehlt, ist eine Log-Aufnahmefunktion wie die GP-Log-Funktion bei der GoPro Hero 12 Black. Dies schränkt die Farbkorrekturmöglichkeiten in der Nachbearbeitung deutlich ein.
Nützliche KI-Verbesserungen
Ein zentrales Verkaufsargument der Insta360 X4 sind die neuen Videomodi und KI-gestützten Funktionen, die das Filmen vereinfachen und kreativ erweitern sollen. Besonders hervorzuheben ist der „Horizon Lock“, der es ermöglicht, den Horizont auch dann stabil zu halten, wenn die Kamera extremen Bewegungen ausgesetzt ist. Im Test funktioniert diese Stabilisierung zuverlässig und sorgt dafür, dass die Aufnahmen auch bei unruhigen Bedingungen stabil bleiben.
Zusätzlich bietet die Insta360 X4 die Möglichkeit der „Auto Frame“-Funktion: Hierbei analysiert die Kamera selbstständig das Bildmaterial und wählt die besten Bildausschnitte und Perspektiven aus. Auch dieser Modus überzeugt und liefert bei 360°-Aufnahmen interessante und brauchbare Ergebnisse. Für Einsteiger ein Pluspunkt, da die Auswahl der besten Szenen vereinfacht wird.
Der „Bullet Time“-Modus, der bereits im Vorgänger zu finden war, ist ebenfalls vorhanden und ermöglicht 360°-Aufnahmen mit Zeitlupeneffekt. Auch dies ist eine kleine Verbesserung gegenüber der X3, bleibt aber eher ein Zusatz als ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Akkulaufzeit: Bedingt langstreckentauglich
Die Insta360 X4 setzt auf austauschbare Akkus, was für längere Einsätze unabdingbar ist, da die Kamera bei 8K-Aufnahmen nur etwa eine Stunde durchhält. Konkret: Im 360-Modus sind stattliche 132 Minuten bei 5,7K/30p möglich, bei 8K/30p rund 71 Minuten und bei 4K/60p mit einem Objektiv erreichte die X4 knapp 110 Minuten – ordentliche Werte. Für Tagesausflüge oder längere Projekte ist aber ein zusätzlicher Akku Pflicht. Immerhin: Die Kamera lässt sich über eine USB-C-Schnittstelle schnell wieder aufladen – in rund 60 Minuten ist der Akku wieder voll.
Zum Speichern bietet die Insta360 X4 Platz für Micro-SD-Karten bis zu 1 TB, was bei 8K-Aufnahmen durchaus sinnvoll ist. Wer mit längeren Sequenzen oder hoher Bildqualität arbeitet, sollte unbedingt eine große Speicherkarte verwenden, da 8K-Dateien schnell mehrere Gigabyte Speicherplatz belegen können. Mit der Insta360-App können die Aufnahmen auch direkt auf das Smartphone übertragen werden, was die Datenverwaltung und schnelle Bearbeitung auf dem Handy ermöglicht.