Zwei Monate trage ich den Samsung Galaxy Ring nun am Finger und habe ihn tatsächlich nur ablegt, um ihn einmal pro Woche wiederaufzuladen. Dabei hat der Ring einiges erlebt. Wir waren zusammen schwimmen, wandern, laufen, haben Holz gesägt, Steine geschleppt, das Auto in der Wüste wieder frei geschaufelt, viel und gut geschlafen und sind vor allem ganz viel off-road gefahren. Wie der Galaxy Ring sich auf der Reise bis in die Westsahara im Detail bewährt hat, verrät dieser Langzeit-Test. Und auch, warum der Ring, auf den ich so lange sehnsüchtig gewartet habe, das vielleicht langweiligste Samsung-Produkt aller Zeiten ist – im positiven Sinne.
Die Funktionen des Samsung Galaxy Rings
Im Kern ist der Galaxy Ring ein tragbarer Fitness-Tracker, der viele gesundheitsrelevante Daten erfasst. Die Vielfalt der Funktionen reicht von Herzfrequenzmessung bis zu Schlafanalyse. Doch wie gut funktioniert das im Alltag und in meinem Fall auf Reisen?
Herzfrequenzmessung
Die Herzfrequenz wird kontinuierlich über optische Sensoren gemessen. Das funktioniert sowohl im Alltag als auch beim Training zuverlässig. Gerade bei anstrengenden Aktivitäten wie Offroad-Fahrten oder dem Tragen von schweren Lasten war es spannend zu sehen, wie der Körper auf die Belastungen reagiert. Ein echtes Plus: Du kannst Abweichungen in der Herzgesundheit frühzeitig erkennen, was besonders für fitnessbewusste Nutzer interessant ist. Nachteil im Gegensatz zu einer Smartwatch ist natürlich, dass man den Puls nicht sofort ablesen kann, sondern immer erst den „Umweg“ über das Smartphone machen muss. Nutzer die besonders auf ihr Herz aufpassen müssen, sollten deshalb immer das Smartphone in Griffweite haben, um auf etwaige Warnungen sofort reagieren zu können.
Der große Ring-Konkurrent Oura hat ja zudem in diesem Jahr die Messung des kardiovaskulären Alters als Update seinen Bestandskunden spendiert. Das kardiovaskuläre Alter ist ein Maß, das auf Basis von Gesundheitsdaten wie Herzfrequenz, Blutdruck und anderen Vitalwerten ermittelt wird. Es zeigt, wie gesund dein Herz-Kreislauf-System im Vergleich zu deinem tatsächlichen Alter ist. Wenn dein kardiovaskuläres Alter höher ist als dein biologisches Alter, deutet das auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin. Dieses Maß hilft, die allgemeine Herzgesundheit zu beurteilen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
Samsung bietet das aktuell im Galaxy Ring noch nicht, sollte das aber wie Oura als sinnvolles Update nachschieben. Gerade wenn der Fokus auf dem Thema Gesundheit bleiben soll.
Blutsauerstoffsättigung (SpO2)
Der Ring misst zudem den Sauerstoffgehalt im Blut. Diese Funktion ist vor allem bei intensiven körperlichen Aktivitäten oder in großen Höhen nützlich. Bei meinen Wanderungen in der Wüste und im Atlasgebirge bei knapp 3000 Metern Höhe konnte ich die SpO2-Werte jederzeit im Auge behalten, was eine beruhigende Funktion darstellt, insbesondere in extremen Umgebungen.
Schlaftracking und -analyse
Der Galaxy Ring zeichnet deinen Schlaf akribisch auf – von der Gesamtdauer bis zu den einzelnen Schlafphasen wie REM- und Tiefschlaf. Das Schlaftracking hat mich besonders beeindruckt: Ich konnte nicht nur sehen, wie lange ich geschlafen habe, sondern auch, wie oft ich aufgewacht bin und wie erholsam der Schlaf tatsächlich war. Diese detaillierten Daten helfen, den eigenen Schlafrhythmus langfristig zu verbessern.
Hier macht die Health-App von Samsung wirklich einen sehr guten Job. Die Hinweise zum Schlafrhythmus sind hilfreich und vor allem motivierend, etwas für den eigenen besseren Schlaf zu tun. Früher ins Bett zu gehen und auf ausreichend Schlaf zu achten ist tatsächlich etwas, das man trainieren und die Fortschritte via Ring und App kontrollieren kann.
Körpertemperaturüberwachung
Mit seinen Temperatursensoren ist der Ring in der Lage, auch kleinste Schwankungen der Körpertemperatur zu erfassen. Das ist besonders hilfreich, um auf gesundheitliche Veränderungen aufmerksam zu werden, bevor Symptome auftreten. Auch beim Schlaftracking spielt die Temperaturüberwachung eine wichtige Rolle, da sie die Schlafqualität beeinflusst. Der Ring gibt dann in der App eine Range der Hauttemperatur im Schlaf an, in meinem Fall durchschnittlich 32,9 – 36,7 Grad Celsius, ein optimaler Wert. Die normale Hauttemperatur gesunder Erwachsener liegt zwischen 33 und 37 Grad Celsius.
Für den Test habe ich natürlich auch nachgemessen und die Temperatur mit dem Ohrthermometer Braun ThermoScan 6 aus dem letzten Vergleichstest in meiner ehemaligen Redaktion nachgemessen. Die Schwankungen lagen dabei tatsächlich bei maximal 0,8 Punkten.
Aktivitätstracking und Schrittzähler
Der Galaxy Ring erkennt automatisch lediglich Aktivitäten wie Laufen und Gehen. Durch die integrierte Schrittzählfunktion und die Berechnung des Kalorienverbrauchs bekommst du ein genaues Bild deiner täglichen Aktivität. Praktisch: Du musst das Tracking nicht manuell starten, der Ring erkennt automatisch, wenn du dich bewegst. Aber leider nicht welche Sportart man gerade ausübt, sondern lediglich ob man geht oder läuft. Schimmen oder Radfahren müssen in der Health App manuell gestartet werden. Positiv formuliert: Hier der Galaxy Ring noch Potential.
Stressmanagement
Stresslevel im Alltag zu erkennen, ist oft schwierig – der Galaxy Ring hilft hier mit seiner Analyse der Herzfrequenzvariabilität. Mit diesen Daten kannst du dein Stresslevel besser verstehen und bei Bedarf gezielt gegensteuern, beispielsweise mit Atemübungen. Erstaunlich ist aber die auch zeitliche Genauigkeit der Messung: Als ich mich beispielsweise tief in der marokkanischen Wüste eingegraben hatte und keinerlei Rettung in Sicht war, war das Stresslevel tatsächlich im fast roten Bereich. Kaum befreit und ein Kaltgetränk später, sank das Stresslevel auch schnell wieder in den grünen Bereich.
Ich fand das unterwegs tatsächlich sehr spannend, abends den Tag auch anhand der Analysen von Smartwatch oder Ring zu reflektieren und bestimmte Messwerte auch ganz konkreten Ereignissen zuordnen zu können.
Synchronisation mit dem Smartphone
Alle gesammelten Daten werden über die Samsung Health App übersichtlich aufbereitet. Die Synchronisation funktioniert schnell und reibungslos, allerdings nur mit Android-Geräten, wie in unserem Fall mit einem Samsung Galaxy S24 Ultra. Wer ein iPhone besitzt, schaut leider in die Röhre (mehr dazu später).
Gestensteuerung erlaubt Doppelklick
Die Gestensteuerung des Samsung Galaxy Ring ist eine interessante Ergänzung, die in der Praxis durchaus nützlich sein kann – besonders in Situationen, in denen man seine Hände nicht frei hast. Der Doppelklick mit Daumen und Zeigefinger funktioniert in den meisten Fällen reibungslos, etwa um einen Alarm zu deaktivieren oder ein Foto auszulösen. Gerade beim Fotografieren ohne Stativ ist diese Funktion eine echte Erleichterung
Zwar gibt es bei der Ausführung manchmal eine kleine Verzögerung, und die Anzahl der verfügbaren Gesten ist momentan noch begrenzt, doch zeigt sich hier das Potenzial der Technologie. Besonders spannend ist, dass Samsung bereits an Updates arbeitet, die den Funktionsumfang erweitern könnten. Auch wenn die Gestensteuerung derzeit nur mit Samsung-Smartphones optimal funktioniert, bietet der Ring eine intuitive Möglichkeit, alltägliche Aufgaben freihändig zu erledigen
Robust und wasserfest: Der Galaxy Ring im Outdoor-Einsatz
Als Outdoor-Fan hatte ich den Ring bei verschiedensten Aktivitäten im Einsatz. Besonders bei schweißtreibenden Abenteuern wie Wanderungen oder beim Holzhacken war ich gespannt, ob der Ring den Belastungen standhält. Die gute Nachricht: Der Galaxy Ring ist wasserfest und widerstandsfähig. Selbst intensives Holzsammeln, Steine schleppen oder ständiges Hantieren mit Werkzeugen hinterließen kaum Spuren.
Eine minimale Abnutzung zeigte sich an der schwarzen Beschichtung des Rings, die sich nach einiger Zeit an den Rändern etwas ablöste. Aber keine Kratzer oder Funktionseinschränkungen – hier punktet der Ring durch seine Langlebigkeit.
Tragekomfort: Nach ein paar Tagen vergessen
Wer anfangs Bedenken hat, ob der Ring beim Tragen stört, dem sei Entwarnung gegeben. Am Anfang war ich ebenfalls skeptisch, insbesondere bei Tätigkeiten wie Autofahren oder intensiven Workouts. Doch nach wenigen Tagen hatte ich den Ring quasi vergessen. Er trägt sich angenehm und leicht, sodass er bei den meisten Aktivitäten nicht auffällt.
Akkulaufzeit von einer Woche
Der Galaxy Ring von Samsung bietet eine solide Akkulaufzeit, die je nach Ringgröße bis zu sieben Tage betragen kann. Kleinere Modelle schaffen etwa fünf Tage. Geladen wird der Ring in einem kompakten Ladecase, das über USB-C oder kabellos aufgeladen werden kann. Besonders praktisch: Ein LED-Ring auf dem Case zeigt den Ladestand sowohl des Rings als auch des Cases selbst an. Das Case hält genug Energie für bis zu sechs vollständige Ladungen, was bedeutet, dass du es nur etwa einmal im Monat aufladen musst.
Pro-Tipp: Ich habe das Case ins Badezimmer gestellt und lade den Ring täglich während meiner Morgen-Routine auf.
Warum ist der Galaxy Ring „langweilig“?
Der Galaxy Ring macht seine Arbeit so unauffällig und zuverlässig, dass er fast schon langweilig wirkt. Es gibt keine blinkenden Lichter, keine Vibrationen oder Töne, die dich während des Tages stören. Du wirst nicht ständig an neue Nachrichten erinnert oder mit unnötigen Infos bombardiert.
Die Daten sind nach einem langen Tag übersichtlich in der Samsung Health App abrufbar – und das war’s. Kein Spektakel, nur nüchterne Fakten über deinen Fitness- und Gesundheitszustand. Diese Schlichtheit ist sowohl die größte Stärke als auch die Schwäche des Galaxy Rings. Wer auf der Suche nach einem smarten Gadget mit einem offensichtlichen (!) „Wow-Effekt“ ist, wird hier enttäuscht. Doch wer seine Gesundheit im Blick behalten möchte, ohne ständig abgelenkt zu werden, wird den Ring sehr schätzen.
Die richtige Ringgröße finden
Um den Galaxy Ring in der passenden Größe zu bekommen, bietet Samsung ein kostenloses Größen-Probierset an. Das ist ein entscheidender Vorteil, denn nur ein richtig sitzender Ring kann genaue Daten liefern. Der Ring sollte eng genug am Finger anliegen, damit die Sensoren Hautkontakt haben, aber nicht so eng, dass er unbequem wird.
Achte darauf, den Ring an einem Tag anzuprobieren, an dem deine Finger weder geschwollen noch kalt sind. So verhinderst du, dass du die falsche Größe wählst. Es empfiehlt sich übrigens den Ring am Zeigefinger zu tragen und nicht wie ich aus alter Gewohnheit am Ringfinger. Erstens gehen die Fingergesten dann leichter von der Hand und man muss nicht so oft erklären, was für einen ungewöhnlichen Ehering man doch da tragen würde. Letztlich kommt es aber wie gesagt auf euer Probiergefühl an.
Ist der Galaxy Ring sinnvoll, wenn man schon eine Smartwatch hat?
Wenn du bereits eine Smartwatch trägst, stellt sich die Frage, ob der Galaxy Ring überhaupt notwendig ist. Schließlich bieten viele Smartwatches wie die Galaxy Watch Ultra oder die Apple Watch Ultra 2 ähnliche Funktionen wie Herzfrequenzmessung, Schlaftracking und Aktivitätsüberwachung. Warum also zusätzlich einen Ring tragen? Ein potenzielles Nutzungsszenario kann die Kombination aus einer mechanischen Uhr und dem Galaxy Ring sein. Für Uhrliebhaber, die ihre klassische, mechanische Uhr nicht allzu oft gegen eine Smartwatch eintauschen möchten, bietet der Ring eine elegante Möglichkeit, Gesundheitsdaten zu erfassen, ohne auf den traditionellen Look am Handgelenk verzichten zu müssen.
Zudem zeigt sich der Vorteil des Galaxy Rings besonders nachts: Viele Nutzer möchten beim Schlafen wie ich keine klobige Smartwatch tragen. Der Ring hingegen ist so leicht und unauffällig, dass er kaum spürbar ist und perfekt für das Schlaftracking geeignet ist.
Funktioniert der Ring auch mit dem iPhone?
Ein Nachteil des Samsung Galaxy Rings, natürlich nur aus Sicht von Apple iPhone-Nutzern, ist die fehlende Kompatibilität mit dem iPhone. Aktuell funktioniert der Ring nur mit Android-Geräten, was bedeutet, dass iPhone-Nutzer ausgeschlossen sind. Das ist besonders bedauerlich, da viele potenzielle Kunden mit einem iPhone sicherlich Interesse an den vielseitigen Gesundheits- und Fitnessfunktionen des Rings hätten. Interessanterweise gibt es Berichte, dass Apple selbst an einem „iRing“ arbeitet, der ähnliche Funktionen bieten könnte. Bis dahin müssen iPhone-Nutzer jedoch auf den Samsung Galaxy Ring verzichten oder (Pro-Tipp: zusätzlich) auf ein Smartphone wie das Galaxy Ultra S4 oder das Galaxy Z Flip6 umsteigen.
Fazit
Der Samsung Galaxy Ring ist ein funktionaler und robuster Fitness-Tracker, der seine Arbeit ohne großen Schnickschnack und sehr zuverlässig verrichtet. Er ist perfekt für alle, die ihre Gesundheit im Blick behalten wollen, ohne von zu viel Technik überfordert zu werden. Wer eine diskrete Lösung sucht, wird zufrieden sein, die Erfassung der Daten funktioniert ausgesprochen gut und die Aufbereitung in der sehr guten Health App von Samsung ist informativ, lehrreich und spannend. Sportler greifen besser (zusätzlich) zu einer aktuellen Smartwatch von Samsung, Apple oder Garmin.
„Ich möchte auch gerne mit dem Ring bezahlen können. Und wünsche mir deshalb eine NFC-Funktion“
– Axel Telzerow, Founder OutdoorMonster
Für den Galaxy Ring 2, der sicherlich im nächsten Jahr kommen wird, wünsche ich mir eine Bezahlfunktion, einen Vibrationsalarm bei plötzlich auftretenden Herzproblemen, die Messung des kardiovaskulären Alters und einfach mehr automatisch erkennbare Aktivitäten neben Gehen und Laufen.