Mit dem Elemnt Ace bringt Wahoo seinen bisher funktionsreichsten Fahrradcomputer auf den Markt. Auf dem Papier klingt das Gerät nach einer echten Revolution: großes, gestochen scharfes Display, intuitive Touchscreen-Bedienung, smarte Navigations-Features und ein integrierter Windsensor. Doch mit 208 Gramm ist der Elemnt Ace alles andere als ein Leichtgewicht – und genau das sorgt für gemischte Gefühle. Während Tourenfahrer die große Anzeige zu schätzen wissen, könnte das sperrige Design Performance-orientierte Fahrer abschrecken. Wir haben das Gerät getestet und verraten, wo es glänzt und wo es schwächelt.
Design & Verarbeitung: Stabil, hochwertig – aber massiv
Schon beim ersten Anfassen fällt auf: Der Elemnt Ace ist ein echter Brocken. Mit 208 Gramm gehört er zu den absoluten Schwergewichten unter den Radcomputern – für ambitionierte Rennradfahrer, die auf jedes Gramm achten, kann das ein Knackpunkt sein. Unabhängig davon wirkt er hochwertig und stabil. Eine Besonderheit des Elemnt Ace sind die abnehmbaren und austauschbaren Gehäuseschalen, ähnlich wie die Wechselschalen früherer Mobiltelefone. Diese Wechselschalen ermöglichen es dem Nutzer, seinen Fahrradcomputer zu personalisieren und ihm ein individuelles Aussehen zu verleihen.
Doch die Größe ist definitiv Geschmackssache. Wer lange Touren fährt, (oder schwache Augen hat) wird das riesige Display lieben. Wer hingegen auf einen minimalistischen, aerodynamischen Lenkeraufbau setzt, könnte den Ace als klobig empfinden. Zudem passt die Halterung nicht an alle Lenker – gerade an dicken MTB-Lenkern wird es eng.
Elemnt Ace: Bedienung & Einrichtung
Wie von Wahoo gewohnt, ist die Einrichtung kinderleicht. Die Kopplung mit der neuen Wahoo-App funktioniert reibungslos, Einstellungen lassen sich bequem synchronisieren und sogar von anderen Wahoo-Geräten übernehmen. Der gute Eindruck in Sachen Bedienung setzt sich auch beim Gerät selbst fort, das auf einen Mix aus präzisem Touchscreen und drei physischen Tasten setzt. Der Touchscreen funktioniert auch mit Handschuhen oder bei Regen zuverlässig, allerdings stellt sich hier die Frage: Ist er wirklich notwendig? Aus unserer Sicht: Ja! Zwar ist Wahoo für seine intuitive Tastensteuerung bekannt – und genau diese funktioniert nach wie vor einwandfrei. Aber ein Touchscreen gehört zu einem modernen Fahrradcomputer einfach dazu.
Navigation & Display: Einfach riesig
Das 3,8-Zoll-Display ist zweifellos eines der Highlights des Elemnt Ace. Die Farben wirken lebendig, die Darstellung ist gestochen scharf, und dank transflektiver Technologie bleibt die Anzeige selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Davon profitiert natürlich auch die Navigation. Klare visuelle Hinweise, akustische Signale und farbcodierte Anstiegsinformationen machen es einfach, den Überblick zu behalten. Die Karten sind gut lesbar, Abbiegehinweise werden frühzeitig angezeigt, und die farbliche Unterscheidung von Steigungen ist eine sinnvolle Ergänzung. Wer bei einem Fahrradcomputer vor allem Wert auf Navigationseigenschaften legt, wird mit dem Element Ace auf jeden Fall fündig. Hinzu kommt, dass der Ace auch Sprachansagen wie Autonavis machen kann. Diese sind ausreichend laut und damit auch während der Fahrt gut verständlich. Zum Testzeitpunkt waren die Ansagen allerdings noch auf Englisch. Wahoo wird aber sicher früher oder später auch deutsche Sprachansagen per Update nachliefern.
Der wohl größte Unterschied zu anderen Radcomputern ist der integrierte Windsensor. In Echtzeit misst das Gerät den Luftwiderstand und zeigt an, ob man Rücken- oder Gegenwind hat. Für ambitionierte Fahrer, die ihre Wattwerte optimieren möchten, kann das ein hilfreiches Feature sein.
Doch wie oft benötigt man diese Information wirklich? In der Praxis ist der Windsensor ein interessantes Gimmick, aber kein essenzielles Feature. Wer sich ohnehin nach Gefühl anpasst, wird ihn kaum nutzen. Künftige Software-Updates könnten hier noch mehr herausholen, doch aktuell bleibt der Mehrwert überschaubar.
Apropos Gimmick: Warum nicht eine Klingel einbauen, wenn man schon einen Lautsprecher an Bord hat? Ein Doppelklick auf eine beliebige Stelle der Hauptdatenseite oder ein Tippen auf die mittlere Taste in der Fußzeile des Displays lässt einen hellen, recht lauten Doppelklingelton ertönen. Das ist deutlich besser umgesetzt als beim Garmin Edge 1050. Wer das Element Ace am Lenker hat, kann sich definitiv einen Gong am Lenker sparen.
Konnektivität: Alles, was das Herz begehrt
Auch gut: Der Elemnt Ace lässt sich mit so ziemlich allen gängigen Sensoren koppeln – von Powermetern über Herzfrequenzmesser bis hin zu Shimano Di2 und SRAM AXS. Auch Strava Live-Segmente und Trailforks sind mit an Bord. Positiv fällt auch die Unterstützung für das Garmin Varia Radar auf. Nähernde Fahrzeuge werden farblich markiert und zusätzlich durch akustische Signale angekündigt – ein echtes Plus für die Sicherheit.
Akkulaufzeit Elemnt Ace: Mehr als solide
Ein großer, heller Bildschirm stellt hohe Anforderungen an die Akkuleistung. Auf dem Papier wirbt der Element Ace mit einer beeindruckenden Laufzeit von bis zu 30 Stunden. Damit würde es nicht nur seinen Vorgänger Roam V2 übertreffen, sondern auch den direkten Konkurrenten Garmin Edge 1050, der im GPS-Modus bis zu 20 Stunden schafft.
In der Praxis liegen die realistischen Laufzeiten eher bei 20 Stunden, aber auch das ist für einen GPS-Radcomputer mit Farbdisplay ein hervorragender Wert. Wie bei allen Geräten mit Lithium-Ionen-Akkus hängt die tatsächliche Laufzeit von mehreren Faktoren ab, unter anderem der Helligkeit des Displays, der aktiven Nutzung von GPS und Sensoren sowie der Umgebungstemperatur.
Der Wahoo Elemnt Ace ist ein starker GPS-Radcomputer mit vielen praktischen Features. Das große Display, die intuitive Bedienung, die erstklassige Navigation und die breite Sensor-Konnektivität machen ihn zu einem leistungsfähigen Begleiter. Doch er ist nicht für jeden: Das hohe Gewicht und die sperrige Bauweise könnten insbesondere Rennradfahrer abschrecken. Dazu kommt der sportliche Preis in Höhe von 599 Euro. Unabhängig davon ist der Elemnt Ace für Tourenfahrer und Pendler allerdings eine hervorragende Wahl.