Ein Unfall, eine Verletzung oder eine plötzliche Erkrankung – in einer Krise zählt jede Minute. Doch oft ist professionelle Hilfe nicht sofort verfügbar, sei es aufgrund überlasteter Rettungsdienste oder weil die Infrastruktur zusammengebrochen ist.
In solchen Momenten ist es entscheidend, dass du weißt, wie du im Notfall Erste Hilfe leisten kannst. Dieser Artikel unserer großen Serie zur Notfallvorsorge zeigt dir, wie du dich optimal vorbereitest, welche Maßnahmen in Notsituationen wichtig sind und welche Ausrüstung in keinem Erste-Hilfe-Set fehlen sollte.

Warum Erste Hilfe in Krisensituationen so wichtig ist
In einer Krise gibt es oft keinen schnellen Zugang zu ärztlicher Versorgung. Krankenhäuser können überlastet sein, Rettungsdienste kommen verspätet oder gar nicht – und genau dann zählt deine Fähigkeit, schnell zu handeln.
- Verletzungen und Unfälle: In Notsituationen passieren häufiger Verletzungen, z. B. durch Stürze, Schnittwunden oder Verbrennungen.
- Krankheiten: Ohne Zugang zu Ärzten und Medikamenten können sich kleinere Beschwerden schnell verschlimmern.
- Psychologische Hilfe: Neben physischen Verletzungen können auch Stress und Panik eine große Herausforderung darstellen.
Mit grundlegenden Kenntnissen in Erster Hilfe kannst du die Zeit überbrücken, bis professionelle Hilfe eintrifft, oder sogar Leben retten.
Grundlagen der Ersten Hilfe: Was du wissen musst

Die 5 wichtigsten Schritte der Ersten Hilfe:
- Ruhe bewahren: Behalte einen klaren Kopf, auch wenn die Situation hektisch ist. Deine Ruhe gibt auch anderen Sicherheit.
- Gefahren erkennen: Schütze dich und andere vor weiteren Gefahren (z. B. Verkehr, Feuer oder einsturzgefährdete Gebäude).
- Hilfe holen: Alarmiere, wenn möglich, die Rettungskräfte oder bitte andere um Unterstützung.
- Erstversorgung: Kontrolliere Atmung, Puls und Bewusstsein der verletzten Person. Starte bei Bedarf sofort mit lebensrettenden Maßnahmen wie der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
- Wunden versorgen: Reinige, desinfiziere und schütze Verletzungen, um Infektionen zu vermeiden.
Wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen in der Krise
- Herz-Lungen-Wiederbelebung: Drücke 30 Mal kräftig in die Mitte des Brustkorbs und führe danach 2 Beatmungen durch. Wiederhole dies, bis Hilfe eintrifft oder die Person wieder atmet.
- Stabile Seitenlage: Bei Bewusstlosigkeit, aber normaler Atmung, lege die Person in die stabile Seitenlage, um die Atemwege frei zu halten.
- Blutungen stillen: Übe Druck auf die Wunde aus, um Blutungen zu stoppen. Wenn nötig, nutze ein Druckverband oder ein improvisiertes Tourniquet.
- Verbrennungen kühlen: Kühle die betroffene Stelle mit sauberem, kaltem Wasser für mindestens 10 Minuten.
- Schock behandeln: Halte die Person warm, lege sie hin und lagere die Beine hoch, um den Blutfluss zu den lebenswichtigen Organen zu unterstützen.
Dein Erste-Hilfe-Set: Was unbedingt hinein muss
Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set ist in einer Krisensituation unverzichtbar. Hier eine Checkliste mit den wichtigsten Utensilien:
Verbandsmaterial
- Sterile Mullbinden und Kompressen
- Pflaster in verschiedenen Größen
- Verbandpäckchen und elastische Binden
- Dreiecktuch (z. B. als Armschlinge oder zur Stabilisierung)
- Wundverschlussstreifen
Desinfektion und Hygiene
- Wunddesinfektionsmittel (z. B. Octenisept)
- Alkoholtücher oder Einmalhandschuhe
- Feuchttücher zur Reinigung der Hände
Schmerz- und Fiebermittel
- Ibuprofen oder Paracetamol
- Kühlpads für Prellungen oder Insektenstiche

Spezielle Ausrüstung
- Rettungsdecke (wärmt und schützt vor Unterkühlung)
- Pinzette (z. B. für Splitter oder Zecken)
- Schere oder Multitool
- Beatmungstuch oder Beatmungsmaske
Medikamente und Extras
- Individuelle Medikamente (z. B. bei chronischen Erkrankungen)
- Antiallergikum (z. B. gegen Insektenstiche oder Allergieschocks)
- Traubenzucker oder Riegel für Energiezufuhr
Trainiere deine Erste-Hilfe-Kenntnisse
Ein Erste-Hilfe-Kurs ist die beste Möglichkeit, deine Fähigkeiten aufzufrischen oder neu zu erlernen. Viele Menschen haben zuletzt in der Fahrschule Erste Hilfe gelernt – und oft ist das Wissen eingerostet.
Wo du Erste Hilfe lernen kannst:
- Deutsches Rotes Kreuz (DRK): Regelmäßige Kurse in deiner Nähe, auch speziell für Outdoor-Situationen.
- Malteser Hilfsdienst: Bietet praxisnahe Schulungen an.
- Online-Ressourcen: Plattformen wie First Aid for Free bieten kostenlose Videos und Anleitungen.
Regelmäßige Übungen helfen dir, in Stresssituationen routinierter zu reagieren.

Psychologische Erste Hilfe: Auch der Kopf zählt
Nicht nur körperliche Verletzungen, auch mentale Belastungen sind in einer Krise ein großes Thema. Panik, Angst und Stress können die Situation verschlimmern.
Wie du psychische Stabilität förderst:
- Sprich ruhig und klar: Dein Verhalten beeinflusst die Menschen um dich herum.
- Höre zu: Oft hilft es, einer Person in Panik einfach zuzuhören, anstatt sie zu unterbrechen.
- Ablenkung: Beschäftige Kinder oder verängstigte Personen, um den Fokus von der Krise abzulenken.
Mentale Stärke ist in Extremsituationen ebenso wichtig wie körperliche Gesundheit.
Sonderfall: Erste Hilfe bei Kindern
Kinder reagieren anders auf Verletzungen und benötigen besondere Aufmerksamkeit.

- Kinderreanimation: Bei Säuglingen und Kleinkindern drücke mit zwei Fingern in die Mitte des Brustkorbs. Führe fünf Anfangsbeatmungen durch, bevor du mit der Herzdruckmassage startest.
- Wunden: Kinder sollten beruhigt werden, bevor du mit der Versorgung beginnst. Kleine Spielsachen können hier helfen.
Fazit
Erste Hilfe in Krisensituationen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die du erlernen kannst. Mit den richtigen Kenntnissen und einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Set bist du in der Lage, Verletzungen zu versorgen, Leben zu retten und die Zeit zu überbrücken, bis professionelle Hilfe eintrifft. Besonders wichtig ist, dein Wissen regelmäßig aufzufrischen und es auf die Bedürfnisse deiner Familie oder Gruppe abzustimmen. Eine gute Vorbereitung gibt dir Sicherheit und Ruhe in der größten Not.