Bei mir zu Hause in Düsseldorf sind Zecken auf unserem Flat Coated Retriever und Main Coone-Katzen nicht selten. Da meine Frau aber in dieser Beziehung recht schmerzfrei ist und immer schnell eine Zeckenzange zur Hand hat, ist das kein großes Thema. Im Sommer bekommen die Hunde zudem einen Zeckenschutz in Form einer Tinktur für den Hals, was gut funktioniert und einige Wochen hält. So weit, so gut.
Als aber beim Wandern am Gardasee eine Zecke an MEINEM Bein entlangkrabbelte, war Schluss mit lustig. Glücklicherweise erwischte ich sie, bevor sie zubeißen konnte. Ich hatte zum Glück auch vorher noch nie einen Zeckenbiss (offiziell heißt es „Zeckenstich“). Aber angesichts der Tatsache, dass die kleinen Biester sich immer mehr ausbreiten und widerliche Krankheiten übertragen, habe ich beschlossen, mich ebenfalls zu schützen. Für alle, die gerne in der Natur unterwegs sind, ist ein effektiver Schutz vor Zecken ebenfalls sehr wichtig. In diesem Ratgeber erfahrt ihr, wie ihr euch effektiv vor Zecken schützen könnt und was ihr im Fall eines Zeckenbisses machen solltet.
Zecken lauern überall in der Natur
Zecken leben in Wäldern, Parks und Gärten auf Pflanzen wie Gräsern, Farnen oder Sträuchern. Von dort gelangen sie auf vorbeigehende Tiere oder Menschen und beißen sich an weichen Hautstellen wie Kniekehlen, Achselhöhlen und Haaransätzen fest. Mit ihrem stacheligen Mundwerkzeug, das mit Widerhaken versehen ist, durchbohren sie die Haut, um Blut zu saugen. Und das Schlimmste: Sie breiten sich in Mitteleuropa zunehmend aus. „Ganz Deutschland ist ein Endemie-Gebiet für FSME geworden, mit deutlichen regionalen Unterschieden“, sagt zum Beispiel Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Und sie warnt: „Wir können uns nirgendwo mehr richtig sicher sein.“ Die Forschung hat festgestellt, dass es vor allem in Baden-Württemberg immer mehr sogenannte kleinere Naturherde gibt. Das sind räumlich begrenzte Gebiete, in denen es Zecken gibt, die den FSME-Erreger in sich tragen. Als Endemiegebiet bezeichnet man eine Region, in der eine bestimmte Erkrankung gehäuft vorkommt.
Zu Beginn des letzten Jahres waren laut RKI 178 Stadt- und Landkreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete eingestuft. Leider gibt es keine aktuelleren Zahlen. Zu den Risikogebieten, in denen man sich nach einem Zeckenbiss eher mit FSME anstecken kann, gehören ganz Bayern und Baden-Württemberg. Dazu kommen noch weite Teile Sachsens und Thüringens. Dazu kommen noch Landstriche in Südhessen und Südostbrandenburg sowie einzelne Kreise in Mittelhessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Warum gibt es immer mehr Zecken?
Klarer Fall, Zecken breiten sich in Deutschland und Mitteleuropa immer mehr aus. Dafür gibt es viele Gründe. Hier die wichtigsten:
- Klimawandel: Die milden Winter und längeren Sommer in Mitteleuropa sorgen dafür, dass Zecken früher im Jahr aktiv werden und länger aktiv bleiben. So kommen Menschen und Tiere eher mit Zecken in Kontakt. Außerdem vermehren sie sich schneller. Auch Zeckenarten, die bisher in nördlicheren oder höher gelegenen Gebieten nicht vorkamen, können sich jetzt ausbreiten.
- Veränderungen der Ökosysteme: Durch die Zerstörung von Wäldern und die Anlage von Parks in Städten finden Zecken ideale Lebensräume. Diese Veränderungen schaffen neue Gebiete, in denen Zecken besonders gut gedeihen. Auch Brachflächen und weniger gemähte Wiesen führen zu mehr Zecken.
- Verbreitung von Wildtieren: Zecken leben in großer Zahl in der Nähe von Wildtieren, vor allem Rehen und Rotwild. Diese Tiere sind für die Zecken sehr wichtig, vor allem für die erwachsenen Zecken. Die brauchen nämlich größere Säugetiere, um Blut zu saugen und sich zu vermehren. In den letzten Jahrzehnten gab es mehr Rehe und Rotwild in Deutschland. Dadurch haben sich Zecken weiter ausgebreitet. Diese Tiere ziehen oft von einem Lebensraum in einen anderen. Dadurch bringen sie Zecken in neue Gebiete. So breiten sie sich aus.
Das macht Zecken so gefährlich
Ein Zeckenbiss ist fies, aber nicht so schlimm. Viel schlimmer ist, das Zecken viele Krankheiten übertragen können. Besonders Borreliose und FSME sind von Bedeutung, aber auch weniger bekannte Krankheiten wie Anaplasmose, Babesiose und Rickettsiose stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Bei FSME entzünden sich Hirnhäute oder das Gehirn. Im letzten Jahr gab es 527 Fälle von FSME in Deutschland. Die meisten Betroffenen kamen aus den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Es gab offiziell zwar weniger Erkrankungen als im Jahr 2022. Experten sagen aber, dass die Zahl der Erkrankungen trotzdem steigt.
Am häufigsten übertragen Zecken aber Bakterien, die Lyme-Borreliose verursachen. Diese Krankheit kann das Nervensystem und die Gelenke schädigen. Es gibt sehr unterschiedliche Schätzungen, wie viele Menschen in Deutschland jedes Jahr an Borreliose erkranken. Die Krankheit wird in der Regel erst nach einigen Wochen erkannt. Wenn du also Symptome wie grippeähnliche Zustände, Fieber, geschwollene Lymphknoten oder die sogenannte Wanderröte bemerkt, solltest du sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Denn sonst kann es zu Spätfolgen kommen.
Welche Zecken gibt es in Deutschland?
In Deutschland und Europa gibt es mehrere Zeckenarten, die Menschen und Tiere befallen können. Hier ein Überblick über die wichtigsten Zeckenarten in unseren Breitengraden:
Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)
- Vorkommen: Weit verbreitet in Deutschland und Europa.
- Größe: 2-4 mm (ungefüllt).
- Gefahren: Der Gemeine Holzbock ist die am häufigsten vorkommende Zeckenart und der Hauptüberträger von Krankheiten wie Borreliose (Lyme-Borreliose) und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
- Krankheitsüberträger: Borreliose, FSME, Anaplasmose, Babesiose, Rickettsiose.
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
- Vorkommen: Vermehrt in feuchten Gebieten wie Auenwäldern und entlang von Flussläufen, zunehmend auch in urbanen Regionen.
- Größe: 4-5 mm (ungefüllt).
- Gefahren: Diese Zeckenart kann Babesiose übertragen, eine durch Parasiten verursachte Krankheit, die vor allem Hunde betrifft. Menschen werden seltener von dieser Zecke befallen, können aber in seltenen Fällen auch erkranken.
- Krankheitsüberträger: Babesiose, seltener FSME und Rickettsiose.
Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)
- Vorkommen: Ursprünglich in südlichen Ländern, mittlerweile aber auch in Deutschland zu finden, vor allem in beheizten Gebäuden wie Wohnungen und Tierheimen.
- Größe: 2-3 mm (ungefüllt).
- Gefahren: Diese Zeckenart befällt vorwiegend Hunde und kann Krankheiten wie die canine Ehrlichiose und Babesiose übertragen. Bei Menschen kommt ein Befall selten vor, ist aber möglich.
- Krankheitsüberträger: Ehrlichiose, Babesiose, Hepatozoonose.
Sind alle Zecken gefährlich?
Nicht alle Zeckenarten sind für den Menschen gefährlich. Die Gefahr geht vor allem von den Zecken aus, die Krankheitserreger wie Borreliose und FSME übertragen. Der Gemeine Holzbock ist hierbei die relevanteste Art, da er in ganz Deutschland und Europa unterwegs ist und sowohl Borreliose als auch FSME übertragen kann. Andere Arten, wie die Auwaldzecke oder die Braune Hundezecke, stellen hauptsächlich für Tiere ein Risiko dar, können jedoch unter bestimmten Umständen auch den Menschen gefährden. Auf jeden Fall solltest du den Kontakt mit Zecken generell vermeiden, da es oft schwierig ist, die verschiedenen Arten auf den ersten Blick zu unterscheiden.
Schutzmaßnahmen für Wanderer und Outdoor-Sportler gegen Zecken
Wanderer und Outdoor-Sportler sind durch Zeckenbisse besonders gefährdet, weil sie sich oft in der Natur und damit im Lebensraum von Zecken aufhalten. Dazu gehören langes Gras und Wälder mit dichtem Gebüsch. Sportarten, bei denen man sich nicht im Lebensraum von Zecken aufhält, sind da sicherer. Auf einem Hartplatz, etwa zum Basketball- oder Tennisspielen, ist das Risiko sehr gering.
Generell raten Experten, dichte Vegetation, hohes Gras und Laubstreu zu meiden und beim Wandern falls möglich in der Mitte der Wege zu bleiben. Das verhindert, gegen Gras oder andere Pflanzen zu stoßen, in denen Zecken lauern könnten.
Mit dem Fahrrad auf einem Wanderweg zu fahren, ist wahrscheinlich sicherer als zu laufen. Denn Zecken haben es schwerer, über das Gras zu gelangen, und Radfahrer halten sich eher in der Mitte des Weges auf. Auch ist Gehen ist sicherer als das Laufen, weil man an Stellen mit scharfen Kurven nicht so leicht über Gräser streift. Hier weitere Tipps, wie du das Risiko eines Zeckenbisses verringern kannst:
1. Geeignete Kleidung tragen
Die richtige Kleidung ist eine der effektivsten Schutzmaßnahmen gegen Zecken. Am besten trägst du helle, langärmelige Shirts und lange Hosen, die möglichst viel von der Haut bedecken. Helle Kleidung hilft dabei, Zecken frühzeitig zu erkennen. Zecken mögen keine Dunkelheit. Deshalb solltest die Hosenbeine in die Socken stecken oder geschlossene Schuhe tragen.
2. Insektenschutzmittel verwenden
Benutze ein spezielles zeckenabweisendes Mittel auf der Haut und der Kleidung. Besonders wichtig sind Beinen, Arme und im Nacken. Wichtig: Regelmäßig wiederholen, insbesondere nach Kontakt mit Wasser oder starkem Schwitzen. Denn handelsübliche Antizeckenmittel bieten leider nur einen begrenzten Schutz. In einem Zeckenmitteltest von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2017 haben die besten Präparate die Blutsauger immerhin mindestens sechs Stunden auf Abstand gehalten.
3. Regelmäßige Selbstkontrolle
Nach jedem Aufenthalt im Freien solltest du deinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Beliebte Stellen sind vor allem an den Achseln, in der Kniekehle, im Leistenbereich und im Haaransatz. Achte besonders auf schwer einsehbare Stellen und lasse dir gegebenenfalls von einer anderen Person helfen.
5. Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien kontrollieren und waschen
Nach einer Wanderung oder einem Outdoor-Abenteuer solltest du auch deinen Kleidung sorgfältig auf Zecken untersuchen. Schüttele sie gründlich aus und wasche sie falls möglich bei höheren Temperaturen, um eventuell verbliebene Zecken abzutöten.
Ausrüstung, die sich beim Wandern gegen Zecken bewährt hat
1. Zeckenkarte oder Zeckenzange
Neben einem wirksamen Zeckenschutzmittel ist eine Zeckenkarte oder Zeckenzange ein Muss. Am besten, du hast das Werkzeug in Ihrem Rucksack oder der Erste-Hilfe-Tasche dabei. Wenn du keine spezielle Zeckenzange dabei hast, kannst du auch eine feine Pinzette benutzen. Auch hier gilt: Zecke fest und möglichst nahe an der Haut greifen und vorsichtig herausziehen.
2. Desinfektionsmittel
Nach dem Entfernen einer Zecke sollte man die Bissstelle direkt desinfizieren, um eine Infektion zu vermeiden. Deshalb sollte auch ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel in deiner Ausrüstung sein.
3. Kleine Lupe
Eine Lupe kann praktisch sein, um sicherzustellen, dass die Zecke vollständig entfernt wurde, besonders wenn es sich um sehr kleine Exemplare handelt. Eine Lupe mit 5- bis 10-facher Vergrößerung ist völlig ausreichend.
Zecke hat zugebissen, was jetzt?
Klar, wenn man eine Zecke am Körper entdeckt, ist die Aufregung erst mal groß, insbesondere, wenn sie festsitzt. Aber wenn du die Zecke früh findest, also innerhalb von 36 bis 48 Stunden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Borreliose übertragen wird, tatsächlich sehr gering. Wenn du dir nicht sicher bist, wie lange der Biss her ist, gehe am besten zum Arzt. Das gilt vor allem in den Sommermonaten, wenn du einen kreisförmigen Ausschlag oder grippeähnliche Symptome feststellt. Wenn der Arzt die Erkrankung früh behandelt, kanner er Lyme-Borreliose und andere durch Zecken übertragene Krankheiten mit Antibiotika behandeln.
Wie du Zecken richtig entfernst
Im Internet kursieren verschiedenen Techniken zur Zeckenentfernung gehört, wie dem Auftragen von Vaseline, Olivenöl oder dem Verbrennen der Zecken auf der Haut. Aber das ist Unsinn. Besser ist, die Zecke mit einer feinen Pinzette oder einem speziellen Zeckenwerkzeug, vorsichtig am Maul von der Haut zu zupfen. Dabei darf man die Zecke nicht zerquetschen. Zur Entsorgung steckst du die in Zecke in ein gefaltetes Papier und machst ihr mit einem harten Gegenstand die Lichter aus. Oder du klebst sie die Zecke auf einen Klebestreifen und entsorgst sie dann im Hausmüll. Auf keinen Fall solltest du sie mit den Fingern oder Fingernägeln zerquetschen, da bei Krankheitserreger freigesetzt werden. Tipp: Mach vorher am besten ein Foto von der Zecke. Dann kannst du sie deinem Arzt zeigen, falls du doch mal einen Arzt aufsuchen musst.
Impfung gegen durch Zecken übertragene Krankheiten
Du kannst dich auch gegen bestimmte Krankheiten impfen lassen, die Zecken übertragen. Die Impfung ist in Deutschland und Mitteleuropa besonders relevant, denn sie schützt vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Bisher gibt es aber noch keine Impfung gegen Borreliose.
Die FSME-Impfung wird in Deutschland vor allem in Risikogebieten empfohlen, wo das FSME-Virus häufiger vorkommt. Die Impfung besteht in der Regel aus drei Dosen: zwei Grundimmunisierungen im Abstand von etwa einem Monat und eine dritte Dosis nach neun bis zwölf Monaten. Damit der Schutz langfristig erhalten bleibt, ist alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischungsimpfung nötig.
Die Kosten für die FSME-Impfung sind von Arztpraxis zu Arztpraxis und von Region zu Region unterschiedlich. In Deutschland kostet eine Impfdosis in der Regel zwischen 30 und 50 Euro. Für den gesamten Impfzyklus (drei Dosen) muss man also mit Gesamtkosten von etwa 90 bis 150 Euro rechnen. Viele Krankenkassen bezahlen die FSME-Impfung, vor allem, wenn du in einem Risikogebiet wohnst oder planst, dort Urlaub zu machen. Am besten, du fragst vorab bei deiner Krankenkasse nach, ob die Kosten übernommen werden.
Fazit
Wer sich vor Zecken schützen will, muss in der Natur bewusst aufpassen und ein paar einfache Vorkehrungen treffen. Mit der richtigen Kleidung, dem richtigen Insektenschutz und einer gründlichen Kontrolle nach dem Aufenthalt im Freien kannst du das Risiko eines Zeckenbisses erheblich reduzieren. Und denk dran: Wenn die Zecke schnell entfernt wird, sind schwere Erkrankungen die Ausnahme. Also, sei informiert und schütze dich und deine Gesundheit bei deinen Outdoor-Abenteuern.