Norwegen in vier Tagen – geht das überhaupt? Diese Frage stellt sich vielen, die nur wenig Zeit haben, aber trotzdem einmal echtes Fjordfeeling und nordische Wildnis erleben möchten. Die Antwort ist ein klares Ja. Wer gut plant und weiß, wo sich Naturerlebnis, Campingplatz und Straße sinnvoll verbinden lassen, kann auch in kürzester Zeit eine eindrucksvolle Reise durch den Süden Norwegens unternehmen.
Diese Tour führt von Hamburg aus über Dänemark, mit der Fähre nach Kristiansand und auf einer landschaftlich spektakulären Route durch Südnorwegen – vorbei an Seen, Bergen, Fjorden und spektakulären Panoramastraßen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht touristische Hotspots, sondern stille Übernachtungsplätze, abgelegene Routen und authentische Eindrücke.
Begleitet wurde die Reise von einem robusten Overlander-Fahrzeug – einem Toyota Troopy – sowie Labradorhündin Wilma. Die Kombination aus kompaktem Zeitfenster und maximalem Erlebniswert macht diese Route zu einem idealen Vorschlag für alle, die das Wesentliche Norwegens in wenigen Tagen spüren wollen.
Anreise über Dänemark – Hirtshals als Sprungbrett nach Norwegen
Der klassische Weg von Deutschland nach Südnorwegen führt über die A7 und weiter auf der E45 durch ganz Jütland bis zur Nordspitze Dänemarks. Ziel ist der kleine Hafenort Hirtshals, der als einer der wichtigsten Fährhäfen Skandinaviens gilt. Trotz langer Anreise lässt sich dieser erste Abschnitt bequem an einem Abend bewältigen – insbesondere mit einem Zwischenstopp auf dem charmanten Hirtshals Campingplatz, der auch nach 23 Uhr noch Stellplätze auf einem separaten Areal bereithält. Für rund 20 Euro bietet der Platz saubere Einrichtungen, einfache Zufahrt und eine gute Gelegenheit zur Nachtruhe vor der Überfahrt.
Mit der Fjordline-Fähre nach Kristiansand: Erfahrungswerte & Hundetipps
Die Fährverbindung von Hirtshals nach Kristiansand wird mehrmals täglich von Fjordline angeboten. Zwei Schiffe verkehren auf der Strecke – mit unterschiedlichen Bedingungen für Reisende mit Hunden. Auf der Hinfahrt (z. B. 9:30 Uhr) müssen Hunde meist an Deck oder im Fahrzeug bleiben; es gibt kaum geschützte Aufenthaltsbereiche. Decken und warme Kleidung sind unbedingt empfehlenswert.

Die Rückfahrt erfolgt komfortabler: Ein anderes Fjordline-Schiff bietet einen separaten Hundebereich mit Schattenplätzen und sogar Leckerlis vom Personal. Die reine Fahrzeit variiert je nach Verbindung zwischen 2,5 und 3,5 Stunden – ideal, um währenddessen zu frühstücken oder Pläne zu schmieden.
Routenverlauf durch Südnorwegen – Natur pur ab Kilometer eins
Direkt hinter Kristiansand beginnt die landschaftliche Verwandlung. Wer die Stadt verlässt und sich auf der Straße 41 nach Norden begibt, fährt praktisch sofort in wildromantisches Terrain. Wälder, Seen, felsige Hügel und spiegelglatte Gewässer begleiten die Fahrt.
Ein erster Übernachtungstipp liegt am Jernestangen bobilparkering – ein unscheinbarer, aber wunderschön gelegener Platz direkt am Wasser. Ideal für Wildcamper und alle, die Ruhe suchen. Noch eindrucksvoller wird es, je weiter man der 41 folgt – über Nordbø, Steane und Brunkeberg hinweg.
Wechsel auf die E134 – Fjelllandschaft und Weitblicke
Hinter Brunkeberg lohnt der Wechsel auf die E134, die über Morgedal Richtung Høydalsmo führt. Die Straße windet sich durch dünn besiedeltes Hochland, flankiert von dunklen Seen und steilen Hängen. Immer wieder bieten sich Möglichkeiten zum Wildcamping, etwa an kleinen Lichtungen oder abgelegenen Seeufern.

Ein besonderes Highlight entlang dieser Route: die Abzweigung auf die Straße 450 bei Høydalsmo. Diese führt weiter über Eidsborg und zum Lårdalstigen – ein hochgelegener Wanderweg mit atemberaubenden Ausblicken. Wer nicht wandert, genießt dennoch die Anfahrt über eine kurvige, serpentinenreiche Strecke, die fahrerisch anspruchsvoll, aber landschaftlich einmalig ist.
Soria Moria Sauna & Übernachtung am See
Am Ende der Passstraße erwartet Reisende die architektonisch spektakuläre Soria Moria Sauna am Bandaksee – ein fotogener, goldverkleideter Baukörper, der auf dem Wasser schwebt. Auch hier gibt es nahegelegene Stellplätze für Camper sowie die Möglichkeit, Vorräte in einem örtlichen Supermarkt aufzustocken. Saunieren mit Fjordblick – auch bei kurzen Reisen ein eindrucksvolles Erlebnis.
Auf der Straße 13 zum Fjord: Schneefelder und Seeplatten
Die Weiterfahrt erfolgt über die E134 bis zur Abzweigung auf die Straße 13, die sich durch Hochgebirgslandschaften zieht. Schneebedeckte Plateaus, Gletscherseen und weite Täler begleiten den Weg bis zum kleinen Fährhafen Nesvik. Die kurze Überfahrt nach Hjelmelandsvågen kostet nur wenige Euro und öffnet das Tor zu einem der schönsten Abschnitte dieser Tour.
Der Preikestolen – Ein Klassiker mit ernstzunehmender Route
Ab Tau führt die Straße 523 direkt zum Preikestolen Basecamp, dem offiziellen Startpunkt der berühmten Felskanzel. Die Wanderung ist anspruchsvoller als oft angenommen: Felsiges, unebenes Terrain, wechselhaftes Wetter und viele steile Passagen erfordern Trittsicherheit und Kondition. Mit Hund sollte die Strecke nur bei entsprechender Fitness gewählt werden. Die Aussicht vom Plateau entschädigt jedoch für alle Mühen – ein Höhepunkt jeder Norwegenreise.
Direkt am Startpunkt befindet sich der Campingplatz Preikestolen Camping A.S. – mit gepflegten Anlagen, entspannter Atmosphäre und direktem Zugang zur Wanderroute. Ideal für eine erholsame Nacht nach dem Aufstieg.
Rückfahrt über Stavanger – Unterirdisch durch den Fjord
Für die Rückfahrt empfiehlt sich die Weiterfahrt über die 523 zurück zur 13, und anschließend durch den knapp 20km langen, beeindruckenden Ryfast-Tunnel unter dem Fjord hindurch nach Stavanger. Von dort führt die E39 zurück nach Kristiansand – eine direkte Route, die dennoch landschaftliche Abwechslung bietet.

Fazit: Norwegen in vier Tagen – kurz, intensiv, unvergesslich
Diese kompakte Route durch den Süden Norwegens zeigt, dass selbst kurze Zeitfenster ausreichen können, um tiefe Naturerlebnisse zu ermöglichen. Wer flexibel ist, klare Prioritäten setzt und bereit ist, auch mal abends zu fahren, wird mit spektakulären Panoramen, einsamen Stellplätzen und eindrucksvollen Begegnungen belohnt.

Besonders hervorzuheben ist die sehr gute Infrastruktur für Camper und das unproblematische Reisen mit Hund – auch wenn nicht alle Fährgesellschaften dieselben Standards bieten. Die Kombination aus Planung, Spontaneität und Respekt vor der Natur macht diese Reise zu einem perfekten Beispiel für entschleunigtes Vanlife in Reinform.