DJI Neo im Test: Stärken und Schwächen der neuen Hype-Drohne

Die DJI Neo mischt den Drohnen-Markt auf. Ist der Hype berechtigt? Wir haben sie ausführlich getestet.

DJI Neo auf einer Hand

Klare Sache: DJI hat bei der Neo mächtig von HoverAir X1 abgekupfert. Die entscheidende Frage lautet also nicht, wie revolutionär die Neo ist, sondern ob DJI das bestehende Konzept verbessert hat. Und genau hier setzt DJI an – mit einem durchdachten Funktionsumfang und einer breiten Zielgruppe, die Einsteiger bis hin zu fortgeschrittenen FPV-Piloten ansprechen soll. OutdoorMonster hat dieFly More Combo via Amazon gekauft und klärt, für wen sich die Drohne wirklich eignet.

DJI Neo: Mehr als nur ein HoverAir-Klon

DJI hat bei der Neo viel getan, um die HoverAir X1 alt aussehen zu lassen (wobei die X1 Pro schon in den Startlöchern steht). Die Neo bietet nicht nur ähnliche Funktionen, sondern überzeugt durch ein aufregendes und flexibles Konzept. So ist die Drohne sowohl als „Selfie-Drohne“ konzipiert, die dir automatisch folgt, als auch als herkömmliche Drohne steuerbar. Anders ausgedrückt: Dank der Unterstützung des RC-N3-Controllers von DJI kannst du die Drohne auch manuell steuern – und das bis zu 2 Kilometer von deinem Standort entfernt. Diese Flexibilität macht die Neo zur vielseitigsten Drohne in ihrer Kategorie.

DJI Neo fly more combo
Das Fly More Combo-Set enthält neben drei Akkus auch die RC-N3 Fernsteuerung. © OutdoorMonster

Die Konstruktion der DJI Neo

DJI hat bei der Konstruktion der Neo auf einen starren Rahmen gesetzt, der vier Propeller in röhrenförmigen Öffnungen unterbringt. Diese Anordnung erinnert an Spielzeugdrohnen, besteht jedoch aus dem robusten, matten Kunststoff, den man von der DJI Mini-Serie kennt. Auch wenn das Design nicht so kompakt und elegant wie das der HoverAir X1 ist, punktet die Neo mit Widerstandsfähigkeit. Abnehmbare Propellerschutzvorrichtungen sind schwer zu entfernen, was den Schutz der Propeller verbessert. Trotz des etwas klobigen Designs überzeugt die Drohne durch ihre Stabilität. Und das Beste: Sie passt fast in jede Jackentasche und kann so immer dabei sein.

DJI Neo in Hosentasche
Die Neo passt in viele, aber nicht in jede Tasche. © OutdoorMonster

Vielseitige QuickShot-Modi und Tracking-Funktionen

Die DJI Neo richtet sich damit an eine breite Zielgruppe, vor allem aber an Einsteiger. Die  Ausstattung, darunter eine 4K-Kamera und mehrere innovative Flugmodi, kann sich aber sehen lassen. Ein Highlight ist die Möglichkeit, die Drohne per Handfläche zu starten und zu landen, was das Handling auch für unerfahrene Nutzer erleichtert.

Für dieses Einsatzgebiet bietet die DJI Neo verschiedene QuickShot-Modi wie Verfolgen, Rakete, Kreis, Dronie und Spotlight.

Diese Funktionen ermöglichen es, ohne großen Aufwand beeindruckende Aufnahmen zu erstellen. Die Verfolgungsfunktion ist dabei wohl die wichtigste Funktion: Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 21 km/h wird es aber zum Beispiel beim Radfahren aber schwierig. Auch über Wasser sollte man die Neo nicht einsetzen, da die Reflektionen die Sensoren stören.

Wie andere DJI-Drohnen auch, kann die Neo automatisch zu ihrem Startpunkt zurückkehren, ohne dass man sie manuell steuern muss. Das klappt aber nur, solange es nicht zu windig ist. Diese Funktion wird auch automatisch ausgelöst, wenn der Akku der Drohne leer ist.

Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre eine Objektvermeidung. Das heißt, die Drohne kann zum Beispiel nicht automatisch Ästen oder Wänden ausweichen, wie es die Mavic 3 Classic kann. Man muss deshalb vorsichtig sein, wenn man nicht gerade auf dem platten Land unterwegs ist. Wobei der Follow-Mode meist sehr gut funktioniert, da die Drohne exakt dem Weg des Piloten folgt.

Kamera: Ausreichend für den Hobby-Einsatz

Die Neo ist mit einer 12-MP-Kamera und einem 1/2-Zoll-Sensor ausgestattet. Mit in 4K, 30 Bildern pro Sekunde, einem Sichtfeld von 117,6 Grad und einer Brennweite von 13 mm macht die Drohne damit ordentliche Weitwinkelaufnahmen. Die Kamera bietet dabei einen ISO-Bereich von 100 bis 6400, sowohl im manuellen als auch im automatischen Modus. Klar ist aber auch, dass die DJI Neo in Sachen Bildqualität mit höherpreisigen Drohnen wie der DJI Mini 4 Pro nicht mithalten kann.

Auf einem Smartphone oder Tablet fällt das nicht so auf, dafür umso mehr auf einem großen PC-Monitor oder einem Fernseher. Besonders auffällig ist die starke Überschärfung, die die Videos in den Voreinstellungen aufweisen. Zwar lässt sich die Schärfe in Kombination mit der DJI Fly App und der Fernbedienung (und nur in Kombination mit diesem Zubehör!) anpassen, doch ohne manuelle Korrektur wirkt das Bild oft unnatürlich und hart. Zudem neigt die Kamera dazu, bei Schwenks aus dunklen in helle Umgebungen zu Überbelichtung.

Videoqualität auf unterem Niveau

Zwar lässt sich auch die Belichtung über die Einstellungen anpassen. Doch gerade in den Standardeinstellungen brennen helle Bereiche schnell aus, was sich beispielsweise in einem komplett weißgezeichneten Himmel ohne Wolken zeigt (siehe „Dronie“-Video). Auch stellt die DJI Neo Farben oft vollkommen übertrieben dar und zeigt zu viel Kontrast. Nicht zuletzt fehlt es an fortgeschrittenen Optionen wie der Unterstützung von ND-Filtern, einem Log- oder einem RAW-Aufnahmemodus.

Vielleicht kann DJI an der Bildqualität per Firmware-Update noch was drehen. Trotzdem bleibt der fade Beigeschmack, das DJI in Sachen Videoqualität am falschen Ende gespart hat. Dazu gibt es weitere Wehrmustropfen.

  • Einige Modi wie Direction-Track, bei der die Drohne den Besitzer zum Beispiel von vorne oder der Seite filmt, funktionieren noch nicht richtig. Vor allem dann, wenn der Gefilmte sich nicht geradeaus und / oder schneller bewegt.
  • Auch das Landen, bei der die DJI Neo automatisch die Hand seines Besitzer finden soll, funktioniert derzeit (Mitte September 24) nicht immer zuverlässig.
  • Das Gleiche gilt für die Videovorschau auf dem gekoppelten Smartphone (hier iPhone 15 Pro), die mehr schlecht als recht funktioniert.

Das alles lässt sich sicher noch aus der Welt schaffen. Trotzdem wirken bei der DJI Neo viele Funktionen noch nicht ausgereift.

Konzeptionelle Schwächen der DJI Neo

Andere Schwachstellten lassen sich allerdings nicht per Update beheben. So hat die DJI Neo zum Beispiel keinen microSD-Kartensteckplatz. Stattdessen bietet sie 22 GB internen Speicher, was vor allem bei 4K-Aufnahmen schnell zu wenig wird. Immerhin lassen sich Videos und Fotos unkompliziert über die DJI Fly App auf das Smartphone übertragen.

Der hochfrequente Sound ist nicht unbedingt laut, dafür definitv nervig. Während die Mini 4 Pro eher an eine Wespe erinnert, klingt die Neo eher wie eine überdimensionale Mücke.

Im Gegensatz zu klassischen Gimbal-Drohnen verwendet die Neo ein einachsiges Gimbal-Design, was zwar die Stabilität bei seitlichen Bewegungen einschränken kann, aber durch DJI’s Stabilisierungsalgorithmus (der auch in den Action-Cams der Marke zum Einsatz kommt) meist gut kompensiert wird – aber nicht immer.

DJI Neo vs. HoverAir X1: Welche Drohne ist besser?

Im Vergleich zur HoverAir X1 bietet die DJI Neo unterm Strich mehr Flexibilität und Leistung. Beide Drohnen teilen das Konzept einer kompakten, leicht zu bedienenden Drohne, doch die Neo punktet mit zusätzlichen Funktionen. Während die HoverAir X1 primär als „Selfie-Drohne“ konzipiert ist und weniger Anpassungsmöglichkeiten bietet, ermöglicht die Neo dank der optionalen Steuerung über den RC-N3-Controller oder DJI Goggles ein wesentlich vielseitigeres Flugerlebnis. Zudem verfügt die Neo über eine 4K-Kamera und bessere Stabilisierungstechnologien. Für die HoverAir X1 spricht vor allem die kompaktere Bauweise. Kurzum: Für Nutzer, die Flexibilität und eine breitere Funktionspalette schätzen, ist die DJI Neo die bessere Wahl, während die HoverAir X1 eher für einfache, automatisierte Aufnahmen geeignet ist.

RC-N3 Fernsteuerung
Die RC-N3 Fernsteuerung erweitert das Funktionsspektrum der Neo enorm. © OutdoorMonster

Fazit: DJI Neo – Für Einsteiger empfehlenswert

Die DJI Neo ist sicher keine Drohne für professionelle Ansprüche. Die Fluggeschwindigkeiten sind bestenfalls mäßig, zumindest wenn man die App oder den RC-N3-Controller verwendet. Auch die Videoqualität ist unterdurchschnittlich. Aber für Einsteiger und Hobby-Piloten vielleicht das Wichtigste: Sie ist einfach zu bedienen und passt in (fast) jede Jackentasche. Nicht zuletzt ist der günstige Preis (199 Euro) ein schlagendes Kaufargument.


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