Von Gaskochern und Gala-Dinnern

Warum Kochen in der freien Natur doch etwas anders ist als in der Designer-Küche.


Die OUTDOOR-WOMAN-Kolumne Teil 3: Warum Kochen in der freien Natur doch etwas anders ist als in der Designer-Küche.

Da auf einem Roadtrip jeder seine Aufgaben hat und Verantwortung tragen für mich alleine nicht reichte, wurde mir der Küchendienst übertragen. In einem Landy ein Drei-Gänge-Menü auf einem Gaskocher zu kochen ist nicht einfach. Da ist es von Vorteil, wenn die Familie sich zu Hause bereits über Spaghetti al burro freut (weil warm). Das Anspruchsniveau ist so gut voreingestellt.

Es gibt empfehlenswerte Bücher (siehe ganz unten) zur Outdoor-Küche, Kochen mit einem Topf, mit zwei Töpfen, nur Grillen. Auch mit tollen Bildern – staubt nun neben meinen andere vielen Kochbüchern vor sich hin. Wir hatten uns für den Landy zudem nur eine sehr kleine Küchenausstattung gegönnt – Anfängerfehler wahrscheinlich. Oder hatte ich unbewusst versucht, meinen Dienst zu minimieren und Richtung Restaurants zu steuern?! Leider waren wir dadurch eher doppelt gekniffen – von den Restaurants in den kleinen Städten Richtung Nordkapp kann man nur abraten, es sei denn, man ist süchtig nach Fritteusen. Also ganz klarer Tipp: Kochen vermeiden ist auch keine Lösung!

Es kommt nicht auf die Größe an

Am Anfang hatte ich noch den Luxus eines Outwell-Gaskochers mit zwei Brennern. Da konnte ich Spiegeleier und Speck getrennt braten. Der Brenner von gab aber leider an Tag drei den Geist auf – ob es an seinen Qualen lag, die er mit mir aushalten muss, sei dahingestellt. Wir besorgten Ersatz – einen winzigen kleinen Kocher, den man auf die Größe einer Tasse falten konnte. Und was soll ich sagen: es geht. Es gibt dann eben Rühreier mit Schinken. Mit diesem Mikro-Ding schaffte ich aber auch Putengulasch mit Reis auf den Vesterålen. Und auch wenn es vielleicht nicht perfekt war, hat die über dem Meer stehende Mitternachtssonne die fehlende Würze erledigt. Ich hatte in dem kleinen Kocher einen neuen Freund gefunden. In Windeseile heiß (da wird sogar unser Induktionsherd blass), immer stabil und mit drei Töpfen kann frau fast zaubern. Ich war auf dem besten Wege ein Campingkochbuch zu schreiben.

Nur einmal habe ich meinen neuen Freund im Stich gelassen. Der nördlichste Campingplatz der Welt lag in tiefem Regen und schwerem Wind, den Aufbau des Außenzeltes hatten wir abgebrochen, dafür klatschnass, hungrig und müde. Viel zu spät schon. Keine Chance das Zelt sauber zu falten und wieder in den Dach-Kisten zu verstauen -also einfach in den Innenraum gequetscht – meine Küche. Und noch nicht mal eine Fritteuse im Umkreis. Die einzige Chance auf warmes Essen war die Gemeinschaftsküche des Campingplatzes, in der sich auf 4 qm bereits 15 Hobby-Smutjes um 6 Platten drängelten, die ebenfalls kein vollausgestattetes 6m Campingmobil hatten  Die letzte Grundreinigung der Küche lag sicher etwas zurück und ein Teil meiner Küchenausstattung zieht nun in anderen Toyotas und Landys durch Europa (so konnte ich guten Gewissens neu kaufen – diesmal vernünftig).

Ein Galadinner geht auch beim Campen und es muss nicht immer Champagner sein.

Doch was soll ich sagen: es war großartig. Statt Spaghetti al burro gab es sogar Spaghetti con tonno e pomodori. Die Pasta war sicherlich nicht unsere, aber schmeckte trotzdem, der Weißwein war warm, dafür der selbstgebrannte Schnaps eines norwegischen Paares eiskalt. Immer wieder kämpfte sich jemand durch den Sturm, um aus dem Camper noch die letzten Getränke-Vorräte zu holen. Diesen Abend werden wir garantiert nie vergessen.


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